Markt- und Investment-Update

Markt- und Investment-Update

06. Mai 2024
Leitzinssenkungen: erst in Europa, dann in den USA

AUF EINEN BLICK

Die Fed wartet erst einmal ab 

Angesichts der zuletzt höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen reagierte der Markt erleichtert, als der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell anlässlich der Fed-Sitzung vergangene Woche klarstellte, dass keine Zinserhöhungen in Betracht gezogen werden. Powell bestätigte nur, was wir und andere vermutet hatten: Leitzinssenkungen stehen kurzfristig nicht an. Die enttäuschenden schwächeren Daten zur Dienstleistungsaktivität in den USA in der vergangenen Woche kamen nach einer guten Wachstumsphase. 

Ein Datenpunkt macht noch keinen Trend, aber die Abschwächung des US-Wachstums, die unser Basisszenario ist, sollte noch einige Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres rechtfertigen. Wir glauben aber, dass die Fed erst nach mehreren Inflations- und Arbeitsmarktberichten, die auf eine niedrigere Inflation und einen weniger "heißen" Arbeitsmarkt hindeuten, beginnen wird ihre Leitzinsen zu senken. Ersteres ist noch nicht der Fall, aber es gibt erste Anzeichen für Letzteres, denn die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigen eine gewisse Abkühlung. In der Zwischenzeit gibt es eine weitere gute Nachricht: Die Fed wird den Abbau ihrer Bilanzsumme (die so genannte quantitative Straffung oder “Quantitative Easing”, “QE”) verlangsamen. Dies dürfte einige der Spannungen, die in letzter Zeit auf dem Rentenmarkt zu beobachten waren, mildern, da Privatanleger weniger Staatsanleihen als bisher aufnehmen müssen, was es ihnen ermöglichen sollte, Geld in risikoreichere Anlageformen wie Aktien umzuschichten. Da der Anstieg der US-Staatsanleiherenditen allmählich gedeckelt scheint, könnte sich dies auch auf andere entwickelte Anleihemärkte ausweiten. 

Ein positiver Wachstums-Inflations-Mix in der Eurozone 

Die Konjunktur im Euroraum zeigte im ersten Quartal 2024 bescheidene Anzeichen einer Erholung, da die Wirtschaft im Vergleich zum Schlussquartal 2023 um 0,3% wuchs. Dies lag über den Erwartungen und war die höchste Rate seit dem dritten Quartal 2022. Wie wir erwartet hatten (Rezession, dann allmähliche Erholung), hat die Eurozone ihre milde Rezession hinter sich gelassen, die sie in der zweiten Hälfte des letzten Jahres erlebt hatte. Südliche Länder wie Italien, Spanien und auch Irland haben wieder besser abgeschnitten, aber auch Frankreich und Deutschland haben sich erholt – die deutsche Wirtschaft wuchs immerhin um 0,2%, wobei die Inflationsrate hier zu Lande im April bei 2,2% verharrte.  

Die Einkaufsmanagerindizes für April und andere Umfragen bei Verbrauchern, Unternehmen und Investoren haben sich verbessert, was einen ansehnlichen Start ins zweite Quartal für die Eurozone bedeutet. Die Inflation schwächt sich unterdessen weiter ab. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni noch vor der US-Notenbank mit Leitzinssenkungen beginnen wird. Diese EZB-Senkungen dürften das Investitions- und Kreditwachstum ankurbeln und sich als zusätzlicher Rückenwind für europäische Aktien erweisen, die im Jahr 2024 bisher um 5-7 % zugelegt haben. Bevor Anleger ihre Engagements erhöhen, dürften sie auf eine weitere Bestätigung warten, dass das Wirtschafts- und Gewinnwachstum dauerhaft auf einer soliden Grundlage steht und die geopolitischen Risiken vorerst moderat bleiben. 

Das Gleiche gilt für das Vereinigte Königreich, wo der FTSE 100 in der vergangenen Woche erneut auf Rekordhoch schloss. In dieser Woche tritt die Bank of England zusammen (Donnerstag), und obwohl wir davon ausgehen, dass sie ihre Leitzinssätze unverändert belassen wird, ist es wahrscheinlich, dass sie der EZB mit einer ersten Zinssenkung im Laufe des Sommers folgen wird. Am Vortag könnte die schwedische Zentralbank ebenfalls eine Leitzinssenkung in Erwägung ziehen, auch wenn dies am Markt umstritten bleibt, da einige Prognostiker mit einer Zinssenkung und andere mit unveränderten Zinssätzen für eine Weile rechnen. 

Gute Konjunktur ist gut für Aktien 

Wachstum ist gut für risikobehaftete Anlagen, also sollten gute Konjunkturnachrichten auch gute Nachrichten für die Märkte sein. Das war 2022-23 nicht der Fall, weil die Inflation viel höher war als heute und die Notenbanken deshalb die Zinsen nach oben schleusten. Der Desinflationstrend ist zwar holprig, aber immer noch im Gange. Niedrigere Zinssätze sind immer noch das Basisszenario für die nächsten 6-12 Monate. Allerdings hat sich der Zinssenkungszyklus in einigen Teilen der Welt verzögert, womit er geringer ausfallen könnte als ursprünglich angenommen. Daher haben Aktien im Jahr 2024 trotz der geringeren Zinssenkungserwartungen bisher solide Renditen erzielt. Der April war für Aktien allerdings eine Herausforderung. Neben einigen kurzzeitigen geopolitischen Spannungen traten erneut leichte Inflationsängste auf, aber eine starke Gewinnsaison (ca. 80 % der US-Unternehmen übertrafen die Analystenprognosen) verhalf Aktien seit Ende April zu einer Erholung. 

WIE WIR IN UNSEREN KERNPORTFOLIOS POSITIONIERT SIND

Ein gut diversifizierter Ansatz 

Wir bleiben bei Aktien und Anleihen neutral investiert, was unsere langfristige Strategie widerspiegelt. Kürzlich haben wir unser Engagement bei US-Aktien angesichts der Stärke der amerikanischen Wirtschaft wieder auf neutral gesetzt, während wir die geringere Allokation bei Aktien der Eurozone und eine höhere Allokation bei kleineren Unternehmen (globale Small Caps) beibehalten. Außerdem halten wir gegenüber unserer strategischen Asset Allocation mehr hochwertige europäische Unternehmensanleihen und weniger Staatsanleihen sowie riskantere Unternehmensanleihen. 


Taktische Positionierung

Einen detaillierten Überblick über unsere Allokation in den Kernportfolios finden Sie in unserem aktuellen Counterpoint

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Erträge.  

*Die in dem vorliegenden „Markt- und Investment-Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteil zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des „Markt- und Investment-Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss. Das „Markt- und Investment-Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und in der Lage ist diese auch finanziell zu tragen. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch