Mir war von Anfang an klar, dass ich Jura studieren würde. Aber auch die Welt der Finanzen mit all ihren Facetten hat mich schon immer interessiert. 2007 habe ich meine Ausbildung beendet. Ich bin davon ausgegangen, dass ich anschließend in der Kanzlei arbeiten würde, in der ich meine Ausbildung absolviert habe. Aber die globale Finanzkrise hat diesen Traum zerstört und wie in vielen anderen Kanzleien gab es dort keine Jobs mehr. So musste ich nach Alternativen suchen. Glücklicherweise fand ich innerhalb von sechs Monaten eine Stelle bei einem Private-Equity-Unternehmen. Dort war ich dann endlich im Finanzsektor angekommen.
Bevor ich meine die Elternzeit antrat, arbeitete ich bei einem „Spreadbetting“ Unternehmen. An dem Tag, an dem ich meine sechs Wochen alte Tochter vorstellen wollte, erhielt ich meine Kündigung und die Firma ging in Konkurs. Ich musste schnell umplanen, meinen Lebenslauf überarbeiten und zu Bewerbungsgesprächen gehen. Aber durch diese Erfahrung habe ich mein Selbstbewusstsein gestärkt: Wann immer ich in Besprechungen die einzige Frau im Raum war oder als alleinige Beraterin an einem Deal arbeitete, dachte ich mir, wenn ich nach einem Job suchen kann, obwohl ich gerade erst ein Baby bekommen hatte, dann schaffe ich auch das. Diese Erfahrungen haben mich belastbarer gemacht und mich als Person weiterentwickelt.
Meine Eltern sind Einwanderer der ersten Generation. Ich war eines von sieben Kindern und meine Mutter ist zu Hause geblieben, um sich um uns zu kümmern. Ich war die erste Tochter, die zur Universität gegangen ist. Meine Motivation war es immer, sie stolz zu machen.
Diese Frauen, die vor mir bereits viel dafür getan haben, die Rolle der Frau im Unternehmen zu stärken, haben sehr hart dafür gearbeitet, die „gläserne Decke“ zu durchbrechen. Man sollte anerkennen, was andere geleistet haben und sich überlegen, wie man selbst helfen kann, diesen eingeschlagenen Weg auch für künftige Generationen zu ebnen.
Das freiwillige Ziel, ein Drittel weiblicher Mitarbeiter am Tisch zu haben, hat die Vielfalt verbessert und dafür gesorgt, dass Unternehmen umdenken. Es gibt immer noch viel zu tun, aber man kann bereits jetzt feststellen, dass Firmen nur profitieren können, wenn sich der Anteil an Frauen und Männern angleicht.
Was mich wirklich bei Quintet angesprochen hat, ist, dass das Unternehmen sich auf einer Reise der Entwicklung befindet. Die Werte und Vorstellungen passen gut zu der Vision, die ich für mich habe – in Partnerschaft zu arbeiten. Ich war bereits früher General Counsel für britische Unternehmen und habe Transformationsprozess miterlebt, aber es ist spannend, jetzt mit einer pan-europäischen Perspektive zu arbeiten. Es ist sehr schön, gemeinsam mit anderen Kollegen aus ganz Europa auf diese Reise zu gehen.
Das Momentum des Internationalen Frauentages ist gewachsen. Es sind die kleinen Dinge, an die man sich an diesem Tag erinnert. Vor ein paar Jahren erzählte Nicola Horlick, britische Fondsmanagerin für Hedgefonds, bei einem Event ihre Geschichte und von dem Kampf, den sie durchlebt hat, als ihre Tochter an Leukämie starb. Sie sagte, der Tod ihrer Tochter habe ihr Leben in vielen Bereichen verändert. Das hat mich sehr mitgenommen und wertschätzen lassen, was meine Prioritäten immer sein werden: Die Familie steht an erster und wichtigster Stelle. Ich fand Nicola sehr inspirierend. Viele Herausforderungen, ob bei der Arbeit oder im Privaten, lassen dich zu der Person werden, die du bist und geben dir die Stärke weiter zu machen, egal was kommt.
Meine Mentoren im Beruf haben sich mit der Zeit geändert. Mentoren und „Türöffner“ geben dir die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und gesehen zu werden. Sie unterstützen Bewerbungen durch Beförderungen und sind extrem wichtig. Am Anfang meiner Karriere waren das Männer. Dies änderte sich, nach dem ich selbst die Karriereleiter weiter nach oben gegangen bin. Dann waren andere Frauen in der oberen Managementebene einflussreich, wie z.B. Maria Leistner, Leiterin der Rechtsabteilung bei Quintet. Weitere große Vorbilder sind Frauen, die wichtige Positionen in der Finanzwelt innehaben , wie Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, oder Janet Yellen, die Finanzministerin der Vereinigten Staaten.
Es gibt immer noch zu wenige Frauen am Tisch und wenn ich das sagen darf, es ist erst einmal eine Herausforderung, einen Platz an diesem Tisch zu bekommen und diesen dann auch noch zu behalten. Gerade als berufstätige Mutter ist dies nicht immer einfach. Viele der jungen Frauen, die jetzt nachrücken, sind gleichzeitig die Hauptverdiener. Sie nehmen also nicht nur eine führende berufliche Rolle ein, sondern auch innerhalb ihrer Familie.
Es gibt eine Reihe simpler Dinge, die es Frauen erleichtern würde, ihre Position gut mit dem Familienleben zu vereinbaren: Keine Besprechungen zu Zeiten, in denen das Familienleben Priorität hat wie z.B. morgens und abends, wenn die Kinder mehr Aufmerksamkeit verlangen. Es klingt vielleicht banal, aber häufig werden Besprechungen von Führungskräften zu Zeiten angesetzt , die für berufstätige Mütter schwer zu vereinbaren sind. Es gehört schon sehr viel Disziplin, aber auch Mut dazu, sich diese Zeiten konsequent für die Familie freizuhalten.
Wenn man sich eine berufliche Auszeit nimmt, um Kinder zu bekommen und dann wieder seine Karriere in der alten Führungsposition fortsetzen will, ist häufig eine Wissenslücke im Vergleich zu den Kollegen vorhanden. In diesem Falle wären Programme zum schnellen Wiedereinstieg sehr wichtig, um Frauen zu unterstützen, Wissen aufzuholen. Im schlimmsten Fall kehren Frauen aus dem mittleren Management nach ihrer Auszeit nicht auf ihre alte Position zurück oder verlassen sogar mangels Unterstützung ganz das Unternehmen. Die Folgen für das Unternehmen sind, dass sie immer weniger auf etablierte weibliche Führungskräfte zurückgreifen können und sich ihr Talentpool verkleinert.
Im Allgemeinen haben sich die Chancen für Frauen verändert. Sieht man sich den Finanzbereich an, gibt es eine größere Anzahl an Frauen in Führungspositionen. Im Top-Level-Management herrscht starker Wettbewerb. Es gibt eine Redewendung: „Wenn du nicht mehr weiter nach oben kannst, dann gehst du raus.“ Es ist wichtig für Frauen, auch nach Quereinstiegsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Einen Schritt zur Seite zu treten und den Blickwinkel zu ändern, kann neue Perspektiven eröffnen – es hängt nur davon ab, welchen eigenen Ansprüchen man folgen möchte. Man kann sich die top Positionen anschauen oder die Vielfalt der Berufe, in die Frauen eingestiegen sind. Wenn man sich beides ansieht, ergibt sich ein vollständiges Bild.
Ich hatte schon sehr früh Zugang zu juristischen Themengebieten, was meinen Blick auf den Internationalen Frauentag geschärft hat. Im Justizministerium für Menschenrechte für Frauen und Minderheiten zu arbeiten, hat mich motiviert, Jura zu studieren. An der juristischen Fakultät leitete ich die Rechtsberatungsstelle und half Gemeindemitgliedern, ihre Rechte zu kennen und durchzusetzen. Es verblüfft mich immer noch, dass, wenn es um Frauenrechte geht, der Anschein erweckt wird, dass dies etwas höchst ungewöhnliches ist: Wir müssen sehr achtsam sein in Bezug auf Fortschritt und Rückschritt. Der Internationale Frauentag ist unglaublich wichtig, denn es ist ein Moment, an dem wir innehalten und Bilanz ziehen, wo wir stehen und uns über bestimmte Themen klar zu werden, die immerhin die Hälfte unserer Gesellschaft betreffen.
Meine Aussicht auf eine erfolgreiche Karriere war sehr stark damit verbunden, dass ich die Möglichkeit hatte, im Ausland zu studieren und zu arbeiten. Ich bin in Kanada aufgewachsen, habe während meines Studiums in Israel gelebt, dann bin ich nach Europa und Asien zum Arbeiten gezogen. Somit habe ich mir viel Wissen angeeignet. Die Grundlage dafür war es, verschiedene Kulturen zu erkennenzulernen und mit ihnen zu leben. Es hat mein eigenes Leben sehr bereichert. Und ich habe es wirklich zu schätzen gelernt.
Ich arbeite seit 23 Jahren im Private Banking, aber 2020 habe ich angefangen, als Geschäftsdirektorin für das Teyler Museum tätig zu sein, dem ältesten Museum der Niederlande. Ich liebe Kunst – meine Mutter ist Künstlerin und mein Vater ist Geschäftsmann, was mein Interesse an beidem erklärt – und ich wollte eine andere Welt kennenlernen. Diese Möglichkeit hat mein Leben bereichert; als Mensch habe ich mich weiterentwickelt und es hilft mir jetzt in meinem Job, da sich mein Blickwinkel geändert hat. Es war sehr skurril, in einem Museum zu arbeiten, das aufgrund von COVID-19 eine Weile geschlossen hatte, aber das Business weiterlief.
Ich hatte nie ein besonderes Vorbild, aber Helena Morrissey inspiriert mich nicht nur weil sie in der Finanzbranche arbeitet, sondern weil sie auch an Kunst, Musik und Mode interessiert ist. Sie vereinbart eine Karriere in der Finanzwelt mit einer Leidenschaft für Kunst.
Ich denke, dass es mehr Möglichkeiten für Frauen gibt als zuvor, aber wir müssen auch sicherstellen, dass wir nach ihnen suchen und Chancen ergreifen, wann immer sie sich bieten – was nicht immer einfach ist. Frauen wollen sicher sein, dass sie etwas können, bevor sie es versuchen und manchmal müssen sie sich einfach nur trauen.
Das Team, die Position an sich und die Herausforderungen, die sie mit sich bringt, haben mich zurück ins Bankgeschäft und zu Quintet gelockt. Mir gefällt sehr, dass ich in Amsterdam ansässig bin und dort für den holländischen Teil der Firma arbeite, aber auch, dass es durch die Gruppe ein internationales Netzwerk gibt.
Das Gute am Internationalen Frauentag ist, dass er wegen der Aufmerksamkeit, die er mit sich bringt, auch die Chancen für Frauen erhöht eine Stimme zu bekommen – besonders in Ländern, wo es vielleicht nicht so einfach ist, in der Geschäftswelt Fuß zu fassen. Ganz im Gegenteil zu den Möglichkeiten, die es hier in Holland für Frauen gibt.
Meine Arbeitsmoral war von jeher sehr stark; das ist etwas, was meine Eltern mir mitgegeben haben. Sie haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben und weiter zu machen, wenn sich dir ein Problem in den Weg stellt. Ich denke, dass dies enorm positive Eigenschaften in Menschen sind, die man fördern sollte und ich hoffe, diese auch meinen eigenen Kindern mitgeben zu können.
Für mich war ein Jurastudium und Anwältin zu werden, schon immer verlockend, aber nachdem ich das Studium zur Hälfte absolviert hatte, stellte ich fest, dass es nichts für mich war. Nach mehreren befristeten Positionen in verschiedenen Unternehmen verschlug es mich zu einem zweiwöchigen Projekt in das russische Büro der UBS. Wie in vielen Unternehmen erhält man einen Jobtitel, bei dem man nicht wirklich weiß, was sich dahinter verbirgt, bis man die Möglichkeit hat, es sich genauer anzuschauen. Ich fand für mich heraus, dass das Private Banking gut zu mir passen würde: eine Mischung aus finanzieller Kompetenz und der persönlichen Nähe zum Kunden.
Ich hatte das Glück, viele Menschen um mich herum zu haben, die mich an kritischen Punkten meiner Karriere unterstützt haben. Du musst nach ihnen suchen, du kannst nicht darauf warten, dass sie einfach in dein Leben treten, aber ich habe gemerkt, dass die meisten Personen wirklich gern ihre Gedanken und Erfahrungen weitergeben. Ich habe immer versucht, Ratschläge von Menschen anzunehmen, die die Dinge anders sehen. Neue Perspektiven sind wertvoll, sogar wenn du anderer Meinung bist.
Ich glaube fest an Leistung und das Weiterkommen aufgrund von Fähigkeiten. Am Anfang meiner Karriere gab es nicht sehr viele weibliche Führungsvorbilder in der Finanzwelt und dieser Mangel war deutlich zu spüren. Zum Glück hat sich das mit den Jahren geändert und es ist immer gut, Frauen zu sehen, die Dinge anders machen. Es gibt mehr als einen Weg, um erfolgreich zu sein.
Ich erinnere mich nicht daran, dass der Internationale Frauentag bis vor Kurzem gefeiert wurde und es ist ein toller Fortschritt, dass er im Job eine Rolle spielt. Auch in Schulen ist er Thema, was während meiner Kindheit nicht der Fall war. Wir sollten uns immer klar machen, wie weit wir schon gekommen sind und diese Zeit nutzen, um innezuhalten und darüber zu reflektieren, welchen Weg wir noch zu gehen haben.
Ich bin von der Vision überzeugt, die Jakob Stott und Alan Mathewson für Quintet und Brown Shipley haben. Die Möglichkeit, Einfluss nehmen zu können und eine solche Marke wie Quintet beim Wachsen zu unterstützen und weiterzuentwickeln, war sehr reizvoll. Außerdem können wir als Quintet Gruppe die internationale Präsenz und das Know-how wirksam einsetzen. Für mich verkörpert die Gruppe die Vorteile, die eine größere Bank mit sich bringt, aber behält sich auch die Dynamik eines kleineren, beweglicheren Geschäfts vor.
Meine Interpretation eines besseren Lebens ist die Balance von Arbeit, Familie, Freunden und Zeit für dich selbst. Ich behaupte nicht, dass ich das immer erfolgreich war, aber ich versuche es. Wenn uns das Leben eines gelehrt hat, dann ist es einen Schritt zurückzutreten und wertzuschätzen, was wir haben. Die Pandemie hat den Menschen Zeit zum Nachdenken gegeben und ich kenne niemanden, der die Welt in dieser Zeit nicht aus einer anderen Perspektive betrachtet hat.