Portfoliopositionierung | Wir bleiben auf Kurs und setzen auf Widerstandsfähigkeit
Die Marktteilnehmer kehren aus der Sommerpause zurück, die Liquidität verbessert sich und die Markstimmung bleibt weitgehend konstruktiv. Trotz gelegentlicher Volatilitätsschübe und Schlagzeilen, die auf unsichere Aussichten hinweisen, setzten Aktien ihre Rallye im Juli und August fort. Unsere Portfolios profitierten von diesem Umfeld, unterstützt durch unsere maßvolle Bevorzugung von Aktien gegenüber Anleihen. Das Wirtschaftswachstum ist nach wie vor positiv, auch wenn es sich verlangsamt, und die erwarteten Leitzinssenkungen von Notenbanken wie der amerikanischen Fed dürften für zusätzlichen Rückenwind sorgen. Gleichzeitig halten wir unsere Aktienpräferenz moderat und behalten eine breite Streuung bei, um uns gegen Risiken wie Geopolitik, Inflation und Handelszölle bis hin zu hohen Bewertungen und Marktkonzentration in den USA abzusichern.
Bei US-Aktien bleiben wir nahe unserer langfristig angestrebten Allokation investiert, haben aber einen Teil des Engagements in einen gleichgewichteten Index umgeschichtet. Dieser Ansatz verleiht attraktiv bewerteten Branchen wie Finanz- und Industriewerten, die von den fiskalischen Anreizen und der Deregulierung in den USA profitieren könnten, mehr Gewicht. Wir halten auch taktisch übergewichtete Positionen in europäischen, japanischen und Schwellenländeraktien. Diese Regionen bieten überzeugendere Bewertungen und spezifische Wachstumstreiber, darunter Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in Europa, Unternehmensreformen in Japan und ein sich verbesserndes Gewinnumfeld in den Schwellenländern. Ein schwächerer US-Dollar könnte sich ebenfalls als unterstützend erweisen.
Bei festverzinslichen Wertpapieren haben die Genehmigung höherer US-Haushaltsausgaben und die steigende amerikanische Staatsverschuldung zu größerer Vorsicht gemahnt. Wir bevorzugen europäische Staatsanleihen gegenüber ihren US-Pendants und auch europäische Unternehmensanleihen gegenüber amerikanischen. Angesichts des Risikos einer weiteren Schwäche des US-Dollars halten wir zudem ein geringeres Dollar-Engagement.
Um die Risiken zu steuern, halten wir weiterhin eine Reihe diversifizierter Absicherungen. Wir sehen Spielraum für eine leichte Stagflationsepisode in den USA, bei der eine Verlangsamung des Wachstums mit einer hartnäckigen Inflation zusammentrifft. Daher halten wir Rohstoffe und auch inflationsgeschützte Anleihen. Geopolitische Risiken und potenzielle Wachstumseinbußen sprechen für eine Übergewichtung von Gold und Aktien mit geringer Volatilität, die sich in volatilen Märkten besser behaupten.
Globale Märkte | Was in den kommenden Monaten zu erwarten ist
Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die US-Notenbank im September ihre Leitzinsen senken wird, wobei eine weitere Senkung im Dezember wahrscheinlich ist. Auf dem Notenbanktreffen im amerikanischen Jackson Hole hat Fed-Chef Powell angedeutet, dass das nachlassende Beschäftigungswachstum Zinssenkungen rechtfertigen könnte, auch wenn die Inflationsrisiken weiter bestehen. Die Märkte reagierten rasch: Die Renditen fielen, der Dollar gab nach, und Aktien stiegen in Erwartung eines Zinsschritts im September. Doch die zunehmenden politischen Spannungen verkomplizieren das Bild. Präsident Trump hat die Fed offen kritisiert und könnte den Nachfolger von Powell vor Ablauf seiner Amtszeit im Mai 2026 benennen, was Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Notenbank weckt. Dieses Risiko bestärkt uns in unserer vorsichtigen Haltung gegenüber US-Staatsanleihen und dem Dollar, trotz der potenziellen Unterstützung durch die Fed-Zinssenkungen.
In der Zwischenzeit haben die Quartalsergebnisse von Nvidia die strukturellen Argumente für KI bekräftigt. Die Ergebnisse übertrafen weitgehend die Erwartungen, und die Prognosen deuten auf eine steigende Nachfrage hin. Trotz einiger weniger Einschränkungen - wie leicht schwächere Umsätze bei Rechenzentren und anhaltende Spannungen zwischen den USA und China - bleibt das Thema KI ein zentraler Bestandteil der langfristigen Kapitalallokation. US-Aktien bieten weiterhin Chancen in diesem strukturellen Treiber, neben thematischen Investitionen in die digitale Transformation.
In Europa tauchen die politischen Risiken wieder auf, bleiben aber überschaubar. In Frankreich steht am 8. September eine Vertrauensabstimmung im Parlament an. Während politische Unruhen die Stimmung verunsichern können, mindern der institutionelle Rahmen Europas sowie die anhaltende fiskalische Unterstützung, einschließlich der Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben, die Risiken und sorgen für Widerstandsfähigkeit.
Diese Woche | Alle Augen auf den US-Arbeitsmarkt
Der September ist historisch betrachtet der schwankungsreichste Monat für Aktien, und die Fed-Sitzung am 17. September wird von entscheidender Bedeutung sein. Bis dahin werden die eingehenden Daten dazu beitragen, die Erwartungen zu beeinflussen. Die ISM-Umfragen für das verarbeitende Gewerbe (Dienstag) und den Dienstleistungssektor (Donnerstag) werden neue Einblicke in die Aktivität amerikanischer Unternehmen, sowie ihre Kosten und Einstellungen geben. Die US-Auftragseingänge (Mittwoch) sowie die Handelsbilanz (Donnerstag) werden die anhaltende Zollunsicherheit widerspiegeln. Am wichtigsten wird der US-Arbeitsmarktbericht für August (Freitag) sein, für den der Konsens einen Anstieg der Beschäftigtenzahlen um rund 78.000 erwartet - ein anhaltender Stellenaufbau, der jedoch mit einer Abkühlung des Arbeitsmarkts einhergeht.
In Europa liegt der Fokus auf den vorläufigen Inflationsdaten für August (Dienstag), die wie die deutsche Inflation (kletterte nach vorläufigen Daten von 2,0 % auf 2,2 %) leicht zugelegt haben dürfte. Sie sollte aber in der Nähe des 2 %-Ziels der Europäischen Zentralbank bleiben, was den Druck für sofortige Maßnahmen der EZB überschaubar halten sollte. In Deutschland selbst stehen diese Woche relativ wenige wichtige Konjunkturdaten an – wichtig werden vor allem die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juli (Freitag).
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.

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