USA | Können Mega-Cap-Technologieaktien weiter steigen?
Da die Schließung von US-Verwaltungsbereichen (“Government Shutdown”) anhält, müssen viele Datenveröffentlichungen zurückgestellt werden. Damit rücken die Unternehmensgewinne im dritten Quartal in den Fokus, zumal Börsianer nach Anhaltspunkten für den aktuellen Zustand der US-Wirtschaft suchen. Die Berichtssaison begann vergangene Woche, wobei die größten US-Banken starke Ergebnisse vorlegten. Einige Regionalbanken wiesen auf Probleme mit der Kreditqualität hin, doch diese scheinen Einzelfälle zu sein. Angesichts der wahrscheinlich sinkenden Leitzinsen und des anhaltenden Wirtschaftswachstums sehen wir wenig Grund für eine heraufziehende Kreditkrise.
Das eigentliche Augenmerk richtet sich gegen Ende Oktober auf die Mega-Cap-Technologieaktien. Die Begeisterung für KI lässt einige Anleger an die Dotcom-Blase zurückdenken. Es gibt zwar einige Ähnlichkeiten, wie z.B. die Marktkonzentration und sehr hohe Investitionen, aber wir glauben, dass es viel mehr wichtige Unterschiede zu damals gibt.
Erstens ist der Erfolg der dominierenden US-Technologieunternehmen vor allem auf ein starkes Gewinnwachstum zurückzuführen - und nicht nur auf gestiegene Bewertungen. Zweitens sind die Bewertungen zwar hoch, aber immer noch weit von den Extremen entfernt, die auf dem Höhepunkt der Dotcom-Ära zu beobachten waren. Und drittens finanzieren sogenannte KI-„Hyperscaler“ wie Amazon, Alphabet und Microsoft die KI im Gegensatz zu den späten 1990er Jahren aus dem Cashflow und nicht aus Schulden.
Daher würden wir das aktuelle Umfeld nicht als spekulativen Hype im Stil der Dotcom-Ära bezeichnen – auch wenn wir anerkennen, dass die Markterwartungen hinsichtlich der zukünftigen KI-Umsätze hoch sind. Jeder Hinweis auf einen langsameren Geschäftserfolg der KI-Anstrengungen könnte die Bewertungen beeinträchtigen, sodass Anleger die Gewinnsaison genau beobachten werden. Wir denken, dass Anleger weiterhin auf KI-Trends setzen sollten, während sie ihre Portfolios über verschiedene Regionen und Anlageklassen hinweg diversifizieren, um andere Renditequellen zu erschließen und Risiken zu mindern.
Global | Wie wir uns bis Jahresende positionieren
Die Aktienmärkte konnten einen Teil ihrer Verluste aus der Vorwoche wieder wettmachen, während die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen wegen der Sorgen um regionale US-Banken auf ihren niedrigsten Stand dieses Jahr sanken. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich etwas entspannt, da Präsident Trump erklärte, dass er weiterhin ein Handelsabkommen anstrebt. Wir gehen davon aus, dass die USA und China letztendlich eine Einigung erzielen werden, doch bis dahin bleibt das Risiko einer Eskalation der Drohungen bestehen.
Mit Blick auf die Zukunft dürften Leitzinssenkungen und fiskalische Impulse das Wachstum in den USA bis 2026 stützen, wobei die Ausgaben für KI-Infrastruktur einen weiteren Rückenwind bedeuten. Von der EZB erwarten wir zwar keine weiteren Leitzinssenkungen, aber die Wirtschaft im Euroraum – gerade auch in Deutschland – wird von erhöhten Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur profitieren. Und in China werden staatliche Konjunkturmaßnahmen die Wirtschaft weiterhin stützen.
Vor dem Hintergrund des positiven Wirtschaftswachstums und der politischen Unterstützung durch Regierungen und Notenbanken behalten wir unsere moderate Präferenz für Aktien gegenüber Anleihen bei. Angesichts der anhaltenden Risiken, wie z.B. geopolitische Schlagzeilen, haben wir unsere Portfolios jedoch über Märkte, Regionen, Branchen und Anlagestile hinweg diversifiziert. Außerdem sichern wir uns durch eine Vielzahl von Engagements gegen Unsicherheit und Volatilität ab, darunter Gold und der japanische Yen sowie ausgewählte „Absicherungsstrategien”, die bei sinkenden US-Aktienkursen an Wert gewinnen (sofern das Wissen und die Erfahrung unserer Kunden sowie Vorschriften und Anlagerichtlinien solche Strategien zulassen).
Bei Aktien gleichen wir das Engagement in den USA (wo die Führungsrolle im Bereich KI mit hohen Bewertungen einhergeht) durch Chancen im Ausland aus. Die Schwellenländer erscheinen dank des schwächeren Dollars attraktiv. Die sich verringernden Zinsunterschiede und die geringere Nachfrage nach „ungesicherten” US-Anlagen (bei denen die Währungseinflüsse berücksichtigt sind) dürften den Dollar weiter unter Druck setzen.
Bei Anleihen bevorzugen wir weiterhin hochwertige Staatsanleihen gegenüber risikoreicheren Titeln. US-Staatsanleihen bieten keine ausreichende Rendite für die Risiken, die mit dem hohen US-Haushaltsdefizit verbunden sind, daher tendieren wir eher zu europäischen Märkten.
Diese Woche | US-Inflation, Konjunkturdaten und Unternehmensgewinne
Der mit Verzögerung am Freitag anstehende US-Inflationsbericht für September ist diese Woche das wichtigste Ereignis. Er wird die Erwartungen im Vorfeld der Fed-Sitzung prägen, bei der wir eine weitere Leitzinssenkung um ein Viertelprozent erwarten. Die ebenfalls am Freitag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes u.a. für die Eurozone und Großbritannien bieten einen ersten Einblick in die Unternehmensaktivität im Oktober. Am Donnerstag und Freitag kommen zudem Inflationszahlen in Großbritannien und Japan.
Die Berichtssaison erreicht ebenfalls ihren Höhepunkt - und zwar mit Tesla, Netflix, P&G, GE, Coca-Cola, IBM, Intel und Lam Research in den USA sowie SAP, Sanofi und Porsche in Europa. Die Prognosen zu den Ausgaben für KI und zur Verbrauchernachfrage werden wichtige Signale für die Börsen sein.
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar. Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch