Markt- und Investment-Update

21. Juli 2025

Verursachen die Zölle den Anstieg der Inflation in den USA

USA | Ist die gestiegene Inflation in den USA auf Basis der Zölle ein Warnsignal für die Märkte? 

Vergangene Woche fielen die amerikanischen Inflationszahlen höher aus als erwartet, wobei zollrelevante Güter Preisanstiege verzeichneten. Die Gesamtinflationsrate stieg im Juni gegenüber Mai um 0,3 % und damit im Jahresvergleich von 2,4 % auf 2,7 %. Die Renditen für US-Staatsanleihen kletterten, da die Daten die Befürchtungen der Anleger hinsichtlich einer Inflationsbeschleunigung in den kommenden Monaten nicht zerstreuen konnten. Aus dieser Perspektive sind sowohl die Richtung als auch die Höhe der Zölle von Bedeutung. Die Richtung ist positiv, da die Zölle auf einem niedrigeren Niveau als ursprünglich angedroht liegen. Die Zölle von Präsident Trump für viele Länder werden jedoch wohl höher als vor den Handelsspannungen bleiben, möglicherweise um die 20 %. So kündigte die US-Administration vergangene Woche (nach Großbritannien und Vietnam) ein Handelsabkommen mit Indonesien an, das einen Zollsatz von 19 % vorsieht, gegenüber zuvor 32 %. 

Wenn sich die Zölle bei etwa 20 % einpendeln, wird dies zu einigen Preiserhöhungen führen, die sich in den Inflationsdaten der folgenden Monate niederschlagen könnten. Bislang haben sich Trumps Zölle hier nur teilweise ausgewirkt. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen zu Beginn des Jahres ihre Lagerbestände aufgestockt hatten, um den erwarteten Zöllen zuvorzukommen. Gleichzeitig haben die Einzelhändler vorübergehend von Preisanpassungen abgesehen. Allerdings können sie Preiserhöhungen nicht auf unbestimmte Zeit hinauszögern, obwohl sie mit Margen über dem Niveau vor der Pandemie arbeiten. Die Vorräte aus Zeiten vor den Zöllen werden irgendwann aufgebraucht sein, und die Unternehmen werden die Preise anheben müssen. Die gute Nachricht ist, dass die Zölle nach ihrer Einführung nur eine einmalige Preiserhöhung darstellen dürften. Außerdem werden US-Zölle in der Regel auf den Zollwert der importierten Waren erhoben und nicht auf die höheren Endverkaufspreise. Wir gehen davon aus, dass die Inflation in den USA in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 über 3 % steigen könnte. 

 

Portfolio-Positionierung | Wie sichern Sie sich gegen Inflations-, Fiskal- und Handelsrisiken ab? 

Da die meisten Auswirkungen der neuen Zölle noch bevorstehen, dürfte die US-Notenbank (Fed) angesichts der jüngsten Inflationsdaten nicht ganz unbesorgt sein. Angesichts der Risiken eines weiteren Inflationsanstiegs dürfte wohl vor allem ein schwächerer Arbeitsmarkt eine Leitzinssenkung durch die Fed im September auslösen. Eine Fed-Zinssenkung bereits im Juli ist angesichts der soliden Beschäftigungsdaten vom Juni bereits vom Tisch. Dennoch könnte sich das Wachstum angesichts steigender Preise verlangsamen. Dies ist unser Basisszenario für 2025. Eine sich abkühlende Konjunktur könnte unserer Ansicht nach einige Zinssenkungen durch die Fed begünstigen. 

Wir rechnen mit drei Zinssenkungen in den USA in den Jahren 2025 und 2026. Die Märkte preisen jedoch vier bis fünf Senkungen ein, so dass wir eine Anpassung dieser Erwartungen nach unten für wahrscheinlich halten, was zu einem Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen führen würde. Darüber hinaus wird die Anhebung der Schuldenobergrenze durch die US-Regierung zur Finanzierung ihres Haushalts einen Aufwärtsdruck auf die Renditen ausüben. Aus diesen Gründen und angesichts unserer Bedenken hinsichtlich der US-Schuldenentwicklung haben wir kürzlich einen Teil unserer US-Staatsanleihen verkauft.  

Insgesamt haben wir angesichts der fiskalischen und handelsbezogenen Risiken sowie unserer Einschätzung, dass der US-Dollar weiter an Wert verlieren wird, im Jahr 2025 eine Diversifizierung weg von US-Staatspapieren vorgenommen. Zugleich haben wir unser Engagement in europäischen und Schwellenländeraktien, japanischen Aktien und Staatsanleihen erhöht. Allerdings haben wir kürzlich Wall Street-Aktien gekauft, da der neue US-Haushalt das Wachstum abfedern dürfte, wenn auch auf Kosten einer steigenden Verschuldung, wie oben erwähnt. Deregulierungsmaßnahmen stehen voraussichtlich in der nächsten Phase von Trumps Wirtschaftsagenda an, was der Wirtschaft und den Aktienmärkten Rückenwind verleihen sollte. 

Insgesamt bleibt unsere Allokation angesichts der anhaltenden Unsicherheit über Regionen und Anlageklassen stark diversifiziert. Sie umfasst eine Reihe strategischer und taktischer Risikominderungsinstrumente (wie eine Übergewichtung in Gold). Im Wesentlichen kann ein gut diversifiziertes Portfolio Schocks in einem Bereich auffangen und gleichzeitig von der Stärke in einem anderen Bereich profitieren.  

 

Diese Woche | EZB-Sitzung, Auswirkungen der Wahlen in Japan und Frühindikatoren 

Am Wochenende hat Japans Regierungskoalition bei den Oberhauswahlen die Mehrheit verloren, wodurch die Position von Premierminister Ishiba geschwächt wurde. Dennoch bleibt die Koalition mit Abstand der größte politische Block im Parlament, und die Oppositionslandschaft ist recht zersplittert. Angesichts der bevorstehenden Frist für die Zollverhandlungen mit den USA und der laufenden Handelsgespräche hat Ishiba versprochen, Parteivorsitzender und Premierminister zu bleiben. Das Wahlergebnis sorgt für zusätzliche Unsicherheit, da die Opposition möglicherweise auf fiskalische Unterstützung drängen und damit den Druck auf den Haushalt erhöhen könnte. Japan greift jedoch häufig auf Nachtragshaushalte zurück, ohne die Märkte zu verunsichern. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die japanischen Staatsanleihemärkte (Staatsanleihen und Währung) ein solches Ergebnis bereits eingepreist haben, sodass die Auswirkungen begrenzt sein dürften. Wir haben kürzlich japanische Staatsanleihen (und Yen) gekauft und beobachten daher die Entwicklungen genau. Wir halten die Risiken für begrenzt und sehen japanische Anlagen weiterhin, einschließlich Aktien, positiv – mit Aussicht auf eine moderate Aufwertung des Yen. 

Die Europäische Zentralbank (EZB) tritt am Donnerstag, eine Woche vor der Fed und der Bank of Japan, erneut zusammen. Im Gegensatz zu ihren jüngsten Sitzungen gehen wir davon aus, dass die EZB ihren Leitzins auf dem aktuellen Niveau von 2 % belassen wird, wie mehrere Vertreter angedeutet haben. Unsere Einschätzung wird durch den ungewissen Ausgang der Zollverhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) untermauert, nachdem Trump kürzlich damit gedroht hat, die Zölle auf europäische Importgüter ab dem 1. August auf 30 % anzuheben. Ob und wann dies geschehen wird, bleibt abzuwarten, da die USA und die EU derzeit noch verhandeln. In den letzten Tagen signalisierte Trump, dass die Zölle im Rahmen eines Handelsabkommens dennoch auf 15 bis 20 % steigen würden, ohne Ausnahmen für die Automobilindustrie. Die Mehrheit der Kommentatoren scheint dies als Verhandlungstaktik zu betrachten. Die Markterwartungen gehen von einem Handelsabkommen im Sommer aus, dass einen Mindestzoll von 10 %, einige zusätzliche Zölle für bestimmte Branchen (wodurch der Gesamtsteuersatz auf beispielsweise 15 % steigen würde) sowie einige Ausnahmen und Sonderregelungen auf Sektorebene vorsieht. 

In Europa erwarten wir, dass die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für Juli (Donnerstag) keine klare Richtung vorgeben werden und die anhaltende Unsicherheit aufgrund der Zollverhandlungen unterstreichen werden, wie wir dies bereits in den jüngsten PMIs für die USA und Japan gesehen haben. Die Veröffentlichung des deutschen Ifo-Geschäftsklimas (Freitag) wird weitere Einblicke in die wirtschaftliche Lage geben. Schließlich beginnt diese Woche die Berichtssaison in Europa, während in den USA einige der „Magnificent 7“, der größten technologieorientierten Unternehmen wie Alphabet und Tesla, ihre Quartalszahlen veröffentlichen werden. 

 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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