US | Könnte die Fed die Zinssätze im Juli senken?
Die Anzeichen für eine Deeskalation im Nahen Osten trugen in der vergangenen Woche zur Beruhigung der Märkte bei: Die Ölpreise sanken und die Stimmung an den Märkten verbesserte sich. Dies stützte die Aktien, der S&P 500 erreichte einen neuen Rekordwert. Allerdings fielen auch die Renditen von US-Schatzpapieren (die Preise stiegen), eine Dynamik, die normalerweise auftritt, wenn sich die Risikostimmung verschlechtert. Die Markterwartungen, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen eher früher als später wieder senken wird, trieb den Aufschwung der US-Schatzpapiere an. Obwohl der Fed-Vorsitzende Powell eine Zinssenkung im Juli ablehnte, räumte er ein, dass eine gewisse Abschwächung der US-Wirtschaftsdaten - wenn auch keine Aussicht auf eine Rezession in naher Zukunft - für niedrigere Zinsen spreche. Außerdem deuteten zwei Fed-Gouverneure ausdrücklich an, dass die Fed im Juli eine Zinssenkung vornehmen könnte.
Wir gehen davon aus, dass die Fed bis Ende des Jahres zwei Zinssenkungen vornehmen wird, wenn auch nicht unbedingt schon bei der Juli-Sitzung. Die von US-Präsident Trump eingeführten Zölle werden wahrscheinlich die Preise in die Höhe treiben, was das Wachstum belasten wird. Darüber hinaus wird Trumps "big, beautiful bill", von dem er hofft, dass es vor dem 4. Juli verabschiedet wird, die Kreditaufnahme in den USA deutlich erhöhen und das Haushaltsdefizit ausweiten. Dies wird wahrscheinlich einen Aufwärtsdruck auf die Renditen (und einen Abwärtsdruck auf die Preise) ausüben, weshalb wir weniger US-Treasuries als üblich in unseren Portfolios halten. Aus währungspolitischer Sicht stützen die Zinssenkungen der Fed und die höheren Defizite auch unsere Einschätzung eines schwächeren US-Dollars. Der US-Dollar-Index hat im Jahr 2025 bereits 10 % verloren und dürfte weiter abwerten..
Global | NATO-Mitglieder verpflichten sich zu einer weiteren Erhöhung der
Verteidigungsausgaben
Seit Anfang des Jahres haben eine widerstandsfähigere chinesische Wirtschaft und Anzeichen für fiskalische Unterstützung in Europa begonnen, Investoren in Märkte außerhalb der USA zu locken. Das steigende US-Defizit (siehe oben) und die politische Unsicherheit bedeuten auch, dass die Anleger mehr Gegenleistung für das Halten von US-Dollars verlangen, was trotz der hohen Renditen der US-Staatsanleihen zu seiner jüngsten Abwertung beigetragen hat. Die Abschwächung des Dollars ist einer der Hauptgründe, warum wir im Jahr 2025 eine Diversifizierung weg von US-Anlagen vorgenommen haben.
Letzte Woche verpflichteten sich die NATO-Verbündeten, die Forderung von Donald Trump zu erfüllen, die Verteidigungsausgaben bis 2035 auf 5 % des BIP zu erhöhen. Zur Veranschaulichung: Die Erhöhung für die 28 europäischen NATO-Mitglieder entspräche in etwa einer Größenordnung der gesamten niederländischen Wirtschaft.
Dies kommt zu dem europäischen Ausgabenplan Readiness 2030 (früher bekannt als ReArm Europe) hinzu, der unserer Meinung nach positive Auswirkungen nicht nur auf die mit der Verteidigung und der Infrastruktur verbundenen Sektoren, sondern auf die gesamte Wirtschaft haben wird. Wir gehen davon aus, dass die Informationstechnologie von einer steigenden Nachfrage nach Cybersicherheits- und Verteidigungstechnologie profitieren wird, das Gesundheitswesen von einer erhöhten Nachfrage nach medizinischen Produkten, die Versorgungs- und Energiewirtschaft von einer erhöhten Nachfrage nach Elektrizität, Strom und Kraftstoffen und die Finanzbranche von erhöhten Mittelzuflüssen sowie von Verteidigungsaufträgen und potenziellen Fusionen und Übernahmen. Dies dürfte die Beschäftigung fördern, was wiederum die Verbraucherausgaben ankurbelt. Dies war der Grund, warum wir Anfang des Jahres europäische Aktien gekauft haben. Im Jahr 2025 hat der STOXX 600 Index sowohl den S&P 500 als auch den Nasdaq 100 übertroffen. Aus währungspolitischer Sicht wird der Anstieg der Ausgaben wahrscheinlich die Produktivität erhöhen, was Europa nach Jahren geringer Investitionen wieder Rückenwind geben wird. Wir gehen davon aus, dass der Euro gegenüber dem Dollar weiter an Wert zulegen kann.
Diese Woche | US-Arbeitsmarkt, Dienstleistungssektor, verarbeitendes
Gewerbe und Inflation
In dieser Woche werden sich die Anleger auf die US-Arbeitsmarktberichte (Donnerstag) konzentrieren, da sich die Erwartungen für Zinssenkungen der Fed verdichten. Bislang hat der robuste Arbeitsmarkt die US-Notenbank davon abgehalten, eine Zinssenkung vorzunehmen, obwohl die von ihr bevorzugte Inflationsrate seit drei Monaten knapp über dem 2 %-Ziel der Fed steht. Der Konsens erwartet einen leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf immer noch niedrige 4,3 % und einen Rückgang der Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft von 139.000 auf 110.000. Ein Ergebnis, das deutlich unter 100.000 liegt, könnte die Erwartung verstärken, dass die Fed die Zinsen im Juli senkt; ein Ergebnis, das deutlich darüber liegt, könnte dazu führen, dass die Anleger für mehrere Monate keine Zinssenkungen erwarten. Darüber hinaus wird der Markt die Veröffentlichung der Dienstleistungsaktivitäten beobachten, die zum ersten Mal seit Juni 2024 zurückgegangen sind. Es wird nun wieder mit einem leichten Aufschwung gerechnet. Andernorts ist Dienstag ein wichtiger Datentag: Um die ersten Auswirkungen der Zölle einzuschätzen, werden die Anleger auf das chinesische verarbeitende Gewerbe, das japanische Verbrauchervertrauen für Juni und das verarbeitende Gewerbe der Eurozone achten. Außerdem werden die deutschen Arbeitslosenzahlen veröffentlicht, die voraussichtlich bei 6,3 % bleiben werden, bevor der Tag mit den Inflationsdaten der Eurozone endet, die voraussichtlich auf 2,0 % (von 1,9 %) steigen werden. Dies entspricht nach wie vor dem Ziel der Zentralbank, und die zugrunde liegende (Kern-)Inflationsrate ohne volatile Komponenten wie Lebensmittel und Energie liegt stabil bei 2,3 %. Dies unterstreicht auch unsere Ansicht, dass die Europäische Zentralbank die Zinssätze vor Jahresende auf 1,75 % senken wird..
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.
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