Blick über die Märkte vom 15. November 2021

Blick über die Märkte vom 15. November 2021

Trotz gerade hier zu Lande stark zunehmender Corona-Sorgen bleiben die Aktienmärkte auf Rekordniveaus.

Wochensicht

Trotz gerade hier zu Lande stark zunehmender Corona-Sorgen bleiben die Aktienmärkte auf Rekordniveaus. Die steigenden Viruszahlen nicht nur in Deutschland, wo die Impfquote hinter der vieler anderer europäischer Länder hinterher hinkt, hat dazu geführt, dass die Gesamtzahl der Neuinfektionen in Europa in der vergangenen Woche einen neuen Höchststand erreicht hat. Allerdings sind dank der jüngsten Entspannung in den USA die gesamten Krankenhausbelegungen in den entwickelten Regionen insgesamt gesunken. Während nun in einigen Ländern wie den Niederlanden und Österreich, und wohl bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag auch für Deutschland neue Einschränkungen beschlossen werden, ist ein genereller Lockdown wie in frühreren Epedemiephasen kaum im Gespräch. Da damit Stand heute auch nicht von größeren wirtschaftlichen Schäden gerade für die Industrie, aber auch für das angelaufene Weihnachtsgeschäft, auszugehen ist, zeigen sich die Weltbörsen von den jüngsten Covid-Entwicklungen recht unbeeindruckt. Zudem bleiben die Notenbanken vorerst, wenn auch mit insgesamt leicht abnehmendem Tempo, unterstützend unterwegs. Und in den USA ist für die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell neben ihm selbst für eine zweite Amtszeit als zweite Kandidatin die eher der expansiven Seite zuzurechnende Lael Brainard nominiert worden. Zudem kommen zusätzlich zur weiteren nachgeholten Zinszahlung des maroden Immobilienentwicklers Evergrande aus China auch besser als erwartete Aktivitätsdaten für Oktober, die unsere Beobachtung einer wirtschaftlichen Stabilisierung im Reich der Mitte bestätigen: Die Einzelhandelsumsätze zogen im Vorjahresvergleich um fast fünf und die Industrieproduktion um dreieinhalb Prozent an.

Während die Bilanz des Glasgower Weltklimagipfels mit seinen vagen Abschlussformulierungen etwa hinsichtlich eines nur anvisierten Kohleausstiegs nicht jeden überzeugt, besorgen andere die Spannungen an den Grenzen der Ukraine zu Weißrussland und Russlands zu Polen. Dagegen kommen aus den USA bessere Nachrichten: So ist diese Woche eine Senats-Abstimmung über das geplante 2 Billionen US-Dollar Fiskalprogramm zum Ausbau des Sozialwesens und zur Bekämpfung des Klimawandels geplant. Während das von der Michigan-Universität erhobene US-Verbrauchervertrauen im November auf weiterhin optimistischem Niveau nachließ, stieg die Inflationsrate im Oktober stärker als erwartet auf 6,2%, so hoch wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Haupttreiber waren einmal mehr die Energiepreise, aber auch Gebrauchtwagen und den zweiten Monat in Folge auch Mieten. Insgesamt dürften sich die meisten Preistreiber als vorübergehend erweisen - insbesondere soweit sie mit Engpässen und den auslaufenden Nachholeffekten zu tun haben. Wir rechnen daher im Verlauf des nächsten Jahres mit einer Normalisierung, sprich einem dann durchschnittlichen Inflationsniveau von rund 3%. Für Deutschland, wo die Großhandelspreise im Oktober mit gut 15% noch stärker stiegen als erwartet, wurde indes die finale Inflationsrate für diesen Monat mit 4,5% bestätigt. Überraschend zeigten sich die Finanzexperten laut ZEW-Umfrage für Deutschland wie auch für den gesamten Euroraum hinsichtlich ihrer Konjunkturerwartungen spürbar optimistischer. Immerhin hatte die Industrie der gesamten Eurozone im September bereits gut fünf Prozent mehr als im Vorjahresmonat produziert. Und schließlich gab es in der Vorwoche noch Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal für Großbritannien und Japan: In Großbritannien lag die Wirtschaftsleistung vor allem dank der Binnennachfrage um 6,6% über Vorjahresniveau, und in Japan nur um magere 1,4% - beide etwas schwächer als vom Markt erwartet.

Unterm Strich wirken zwei Kurven fast wie ein Déjà-vu - wie im Vorjahr ist das Schlussquartal nicht nur hierzulande erneut von steigenden Infektionskurven und steigenden Aktienindizes geprägt. Damals wie heute treiben hoffnungsvolle Konjunkturaussichten, reichlich Notenbankliquidität sowie die Aussicht auf fiskalische Maßnahmen die Kurse. Doch es gibt signifikante Unterschiede: Die Weltwirtschaft ist heute anders als vor einem Jahr klar im Erholungsmodus, immer mehr Notenbanken gehen langsam auf die Bremse und neue fiskalische Impulse gibt es vor allem noch in den USA. Während gerade die deutschen Neuinfektionskurven stark an den Herbst 2020 erinnern, sind die Impfungen der entscheidende Unterschied. Dank der Impfungen sind heute größere Lockdowns, die das Wirtschaftsleben wie damals in weiten Teilen deutlich herunterfahren, unwahrscheinlicher. Damit bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte erst einmal gut. Der deutsche Makro-Datenkalender ist nächste Woche bis auf die Produzentenpreise für Oktober am Freitag sehr dünn. Für den gesamten Euroraum werden morgen das vorläufige Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal sowie am Mittwoch die finalen Inflationszahlen für den Oktober publiziert. Entsprechende Inflations- und Produzentenpreisdaten gibt es am Mittwoch auch in Großbritannien, wo morgen der Arbeitsmarktbericht sowie am Freitag noch Einzelhandelsumsätze und das GfK-Verbrauchervertrauen auf der Agenda stehen. In den USA kommen diese Woche neben einer Reihe von Daten zum Immobilienmarkt morgen Einzelhandelsumsätze sowie Industrieproduktionszahlen für Oktober. Und Japan publiziert am Freitag die Inflationsdaten für Oktober.

Relative Taktische Asset Allokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa, Japan und den Schwellenländern. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit. 

Auf der Rentenseite setzen wir besonders auf US-Staatspapiere, die zusammen mit unserer Goldpositionierung zur Diversifizierung von Portfolios beitragen. Darüber hinaus favorisieren wir bei den Zinspapieren unverändert Schwellenländeranleihen in Hartwährung sowie insbesondere asiatische währungsgesicherte Hochzinsanleihen. Neben Gold bleiben Immobilienfonds ein Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie.

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*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch