Blick über die Märkte vom 13. Juni 2022

Blick über die Märkte vom 13. Juni 2022

Die vergangene Woche endete mit erneut höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen.

Die vergangene Woche endete mit erneut höher als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen. So betrug die Anstieg der Konsumentenpreise im Mai 8,6% und markierte damit den höchsten Stand seit 1981. Die Kerninflationsrate ging im Jahresvergleich zwar leicht von 6,2 % auf 6 % zurück, allerdings weniger als erwartet. Die Marktteilnehmer preisten daraufhin drei aufeinanderfolgende Erhöhungen um jeweils einen halben Prozentpunkt bei den kommenden Fed-Sitzungen ein, wobei eine Pause im September im Erhöhungszyklus wohl erstmal vom Tisch ist. Wir sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass eine allmähliche Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit die Fed dazu bewegen wird, die Geldpolitik etwas weniger stark zu straffen, als derzeit von den Märkten erwartet wird. In diesem Umfeld kamen am Freitag die US-Aktien erneut unter Druck und schlossen mit der schlechtesten Wochenperformance des S&P 500 und des Nasdaq seit Januar 2021. Neben den Inflationszahlen kamen zudem auch einige negative unternehmensspezifische Meldungen hinzu. Diesseits des Atlantiks ließ EZB-Präsidentin Lagarde vergangene Woche verlauten, dass die Nettoanleihekäufe der europäischen Zentralbank bis Ende des Monats abgeschlossen sein werden und bekräftigte zudem die Aussicht, dass eine Leitzinswende unmittelbar bevorstehe. Nach vielen Jahren der ultralockeren Geldpolitik soll der Leitzins im Juli in einem ersten Schritt um 0,25 Prozentpunkte angehoben werden. In der Folge schnellten die Anleiherenditen im gesamten Euroraum in die Höhe, befeuert durch die Ankündigung, dass eine weitere Anhebung um einen halben Prozentpunkt im September zu erwarten sei, sofern sich die Inflationsaussichten nicht bessern würden. Dies impliziert ein nach wie vor sehr niedriges Zinsniveau in der Eurozone, und die EZB ist lediglich dabei, zu anderen Zentralbanken aufzuschließen. Allerdings sind die Wachstumsaussichten in Europa trüber als in den USA. Wir gehen daher davon aus, dass die Zinsen bis zum Jahresende zwar wieder im positiven Bereich liegen werden, darüber hinaus aber in den nächsten Quartalen nicht deutlich steigen werden.
Neben den Inflationszahlen kamen am Freitag weitere enttäuschende Zahlen aus den USA. So stürzte der Stimmungsindikator der Universität Michigan auf seinen niedrigsten Stand seit Aufzeichnungsbeginn. Hauptreiber für die schlechte Stimmung der Konsumenten sind vor allem die hohen Teuerungsraten, die viele Amerikaner dazu veranlasst, ihre Ersparnisse anzuzapfen oder sich (stärker) zu verschulden. Etwas positivere Nachrichten kamen hingegen von der deutschen Industrie. Zunächst gebeutelt durch die russische Invasion der Ukraine, konnte sie ihre Produktion im April um rund 0,7% leicht hochfahren. Einen Monat zuvor hatte es noch einen Einbruch um 3,7% gegeben. Die Aussichten bleiben jedoch weiterhin gedämpft. Deutsche Industrieunternehmen sammelten zuletzt drei Monate in Folge weniger Aufträge ein, und gleichzeitig klagen die meisten Unternehmen (77%) über Engpässe bei der Beschaffung von Vorprodukten oder Rohstoffen. Während viele der größten Volkswirtschaften weltweit mit rekordverdächtigen Inflationszahlen zu kämpfen haben, kühlte sich die Teuerungsrate der chinesischen Produzentenpreise etwas ab. Diese legten im Mai um nur mehr 6,4% im Vergleich zum Vorjahr zu, nachdem die Preise im April noch um 8% gestiegen waren. Der mäßigere Preisdruck ermöglicht es der chinesischen Zentralbank, weitere Konjunkturmaßnahmen zu ergreifen.
In dieser Woche wird der Schwerpunkt auf den wichtigen geldpolitischen Entscheidungen der Fed (Mittwoch) und der Bank of England (Donnerstag) liegen. Unserer Meinung nach wird es für die Zentralbanken immer schwieriger, einen Kompromiss zwischen einem positiven Nachfragewachstum und einer Verlangsamung der Inflation zu finden, da die Inflation meist durch Angebotsschocks (Rohstoffpreisspitzen, Engpässe, Verknappung) ausgelöst wird. Dies dürfte die Straffung ihrer Politik mit der Zeit abschwächen. Das Vereinigte Königreich, dessen Zentralbanker bereits früher auf den Inflationsschub reagiert haben, hat mit einer ebenso ausgeprägten Konjunkturabschwächung zu kämpfen, und die Bank of England (BoE) ändert nun zumindest indirekt ihre Haltung. Wir gehen zwar davon aus, dass die BoE die Zinsen im Laufe dieser Woche um weitere 25 Basispunkte auf 1,25% anheben wird, mit einer geringen Chance auf eine Anhebung um 50 Basispunkte auf 1,50%. Trotz der weiterhin hohen Inflation sehen wir nur begrenzten Spielraum für eine darüber hinausgehende Straffung.

RELATIVE TAKTISVCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem übergewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung sowie asiatische Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen. Da die US-Märkte inzwischen eine klare Fed-Straffung einpreisen, haben wir kürzlich die Untergewichtung von US-Investmentgrade-Bonds reduziert, während wir die Untergewichtung von Euro-Staatsanleihen erhöht haben. Gold bleibt Portfolio-Kernbestandteil.

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