Blick über die Märkte vom 28. November 2022

Blick über die Märkte vom 28. November 2022

China in der Klemme: Weiter steigende Covid-Infektionszahlen sorgen trotz der jüngst veröffentlichten marginalen Lockerungsmaßnahmen in Sachen "Null-Toleranz-Politik" bezüglich Corona für weitere Abriegelungen, von denen immer mehr Menschen betroffen sind.

Wochensicht

China in der Klemme: Weiter steigende Covid-Infektionszahlen sorgen trotz der jüngst veröffentlichten marginalen Lockerungsmaßnahmen in Sachen "Null-Toleranz-Politik" bezüglich Corona für weitere Abriegelungen, von denen immer mehr Menschen betroffen sind. Nachdem bei einem Brand eines angeblich abgeriegelten Hauses zehn Personen gestorben sein sollen, entlädt sich der Zorn von immer mehr Chinesen auf die harte Covid-Politik mittlerweile - für China höchst ungewöhnlich - auf der Straße in Form von Demonstrationen etwa in Shanghai. Letztendlich birgt die Covid-Entwicklung und das damit verbundene Risiko weiterer Schließungen auch ein zumindest kurzfristig zunehmendes Konjunkturrisiko auf dem Weg zu einer aus unserer Sicht wahrscheinlich breiteren Öffnung in der ersten Hälfte des nächsten Jahres. Abgesehen davon, dass die Demonstranten teils offen die Ablösung von Staatspräsident Xi Jinping fordern - was angesichts von dessen Machtfülle harte Reaktionen hervorrufen könnte. In der Zwischenzeit hat die chinesische Zentralbank die zweite Senkung des Mindestreservesatzes dieses Jahr für Banken um 25 Basispunkte angekündigt, was zu einer erheblichen Liquiditätszufuhr führen dürfte. Während in den USA die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter im Oktober stärker als erwartet zulegten, sanken im November die Einkaufsmanagerindizes allerdings stärker als erwartet. Während in diesem Umfeld wenig überraschend Chinas Aktienmärkte unter Druck kamen, schlossen die meisten westlichen Indizes etwa ein Prozent im Plus.

Die europäischen Konjunkturdaten bleiben schwach, stabilisieren sich aber immerhin. Nachdem die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal mit 1,3% gegenüber dem Vorjahresquartal etwas stärker als erwartet zugelegt hat, erholte sich das Ifo-Geschäftsklima im November auf niedriger Basis - getrieben von der wichtigen Nachfragekomponente - stärker als erwartet auf den immerhin höchsten Stand seit drei Monaten. Neben der Entspannung in Sachen Energiekrise liegt die Stimmungsaufhellung bei Deutschlands Unternehmen auch an positiveren Exporterwartungen, wozu der schwache Euro beiträgt, sowie an abnehmenden Sorgen um die Lieferketten. Das Gfk-Konsumklima verbesserte sich ebenfalls leicht. Dennoch legen die Verbraucher in Erwartung höherer Rechnungen weiterhin Geld zur Seite - was sich auch in den zurückhaltenden Weihnachtsgeschäftsprognosen des Einzelhandelsverbandes manifestiert. Weder Deutschland noch Europa insgesamt sind damit über dem Berg, wie die im November durchgehend im rezessiven Bereich gelegenen Einkaufsmanagerindizes sowohl für die Industrieseite wie auch für den Dienstleistungssektor zeigen. Immerhin deutet die im Oktober nachlassende Dynamik der deutschen Produzentenpreise - sie stiegen im Jahresvergleich nicht mehr um über 40 %, sondern um 34,5 % - abnehmenden Inflationsdruck an. Dennoch besteht mit Blick auf die nächste EZB-Sitzung Mitte Dezember weiterhin das Risiko einer erneuten Leitzinsanhebung um einen dreiviertel Prozentpunkt, auch wenn wir eher von 50 Basispunkten ausgehen. In den USA zeigte das Sitzungsprotokoll der Fed, dass eine Verlangsamung der US-Leitzinsschritte nach oben in den Augen der Ratsmitglieder zunehmend angebracht ist, was unserem Basisszenario einer Zinserhöhung auch dort um 50 Basispunkte bei der nächsten Sitzung bestätigt.

Nach dem warmen Sommer und dem milden Herbst kommt auf die deutsche Wirtschaft wohl trotz einiger hoffnungsvollen Daten ein konjunkturell kalter Winter zu. Trotz zuletzt etwas gesunkener Energiesorgen und sich entspannender Lieferkettenprobleme ist weiterhin mit einer Rezession über den Winter zu rechnen. Wenn es temperaturmäßig kein harter Winter wird, dürfte es allerdings eher zu einer milden als zu einer tiefen Rezession kommen. Diese Woche stehen vor allem vorläufige Inflationsdaten für November im Fokus – morgen für Deutschland und am Mittwoch für den gesamten Euroraum. Hier zu Lande werden des Weiteren am Mittwoch Arbeitsmarktzahlen für den November, tags darauf Oktober-Einzelhandelsdaten und am Freitag die Handelsbilanz für denselben Monat publiziert. Außerdem stehen für den gesamten Euroraum morgen das Wirtschaftsvertrauen für den laufenden und am Donnerstag Arbeitsmarktzahlen für den Vormonat auf der Agenda, gefolgt von den Produzentenpreisen ebenfalls für Oktober. Die US-Datenwoche bringt nach dem Verbrauchervertrauen heute Nachmittag übermorgen die zweite Schätzung des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts und am Donnerstag den ‚ISM‘-Bericht für die Industrie, bevor am Freitag der Arbeitsmarktbericht für November die Woche abschließt. Und während in China am Mittwoch die Industriegewinne im Oktober und an diesem Tag wie am Donnerstag Einkaufsmanagerindizes für den November kommen, stehen in Japan morgen Arbeitsmarkt- und Einzelhandelszahlen sowie am Donnerstag Einkaufsmanagerindizes für den November an.

Relative Taktische Asset-Allkokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer leicht untergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem übergewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind.

Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen. Gold bleibt ein Kernbestandteil unserer Diversifizierungsstrategie. Unsere Übergewichtung von Liquidität wollen wir nutzen, sobald sich entsprechende Einstiegsmöglichkeiten anbieten.

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*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch