Vonovia hat die 50-Prozent-Schwelle für die Annahme des Angebots für die Deutsche Wohnen (DW) im ersten Anlauf gerissen. Besonders überraschend ist das nicht. Zwar wäre ein Zusammenschluss strategisch schlüssig und auch die Prämie von 18 Prozent gegenüber dem Kursniveau vor dem Angebot hätte Anleger überzeugen können. Doch die Aktionärsstruktur der Deutsche Wohnen hat es Vonovia schwer gemacht, zum Erfolg zu kommen. Allein ein Fünftel der DW-Aktionäre sind passive Anleger, die ein Angebot ohnehin erst annehmen können, wenn es keinen Bedingungen mehr unterliegt. Und zudem gab es einige Hedgefonds, die sich mit DW-Aktien eingedeckt haben, um auf eine Erhöhung des Angebots zu spekulieren.
Aus Sicht des Unternehmens ist es richtig, einen zweiten Anlauf mit einem erhöhten Angebot in Erwägung zu ziehen. Fundamental hat sich nichts daran geändert, dass der Zusammenschluss wirtschaftlich sinnvoll wäre. Die Synergien sind hoch und im Immobiliensektor im Vergleich mit anderen Branchen auch vergleichsweise einfach zu heben. Hinzu kommt, dass sich die Portfolios beider Häuser von der regionalen Aufteilung in Deutschland relativ gut ergänzen würden.
Aus unserer Sicht sind die großen Wohnimmobilienkonzerne weiterhin sehr attraktive Möglichkeiten, um aktienbasiert in den Immobilienmarkt einzusteigen. Das konjunkturelle Umfeld sowie die Entwicklung der Mieten zeigen ein positives Bild. Zudem sind die zwei großen Risikoquellen für den Immobilienmarkt – Regulierung und steigende Zinsen – in jüngster Zeit eher kleiner geworden. Die Risiken einer Regulierungswelle analog zum Berliner Mietendeckel scheinen überschaubar, da eine rot-rot-grüne Koalition nach der Bundestagswahl derzeit unwahrscheinlich ist. Und mit Blick auf die Zinsen hat die EZB erst vor Kurzem unterstrichen, auf absehbare Zeit den bisherigen Kurs beizubehalten.
Vor diesem Hintergrund können Zusammenschlüsse erfolgreiche Unternehmen wie Vonovia und DW noch stärker machen. Überlebenswichtig sind sie nicht.