Chinas Konjunkturprogramm sorgt für Optimismus am Markt
Vergangene Woche hat China ein überraschendes Paket an Konjunkturmaßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und des Aktienmarktes vorgestellt. Die People's Bank of China (PBoC) senkte die Zinsen, reduzierte die Mindestreservesätze der Banken und lockerte die Hypothekenbedingungen. Außerdem kündigte sie an, den Aktienmarkt zu stützen, indem sie Unternehmen bei Aktienrückkäufen unterstützt und ihnen erlaubt, ihre eigenen Aktien und andere Finanzinstrumente als Sicherheiten zu verwenden, um sich bei der PBoC liquide Mittel zu leihen. Darüber hinaus versprach das Politbüro, das höchste politische Gremium des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, neue Anleihen auszugeben, um den Binnenkonsum anzukurbeln und kritische Sektoren wie den Immobilienmarkt zu stabilisieren, damit das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr das Ziel von 5 % erreicht.
Die kombinierte Ankündigung geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen stellt einen bedeutenden Wandel im Vorgehen Pekings dar. Während der dreijährigen Immobilienkrise und des Einbruchs nach der Pandemie hat Peking nur in kleinen Schritten seine Geldpolitik gelockert, um das Wachstum zu stützen, was zu einem Vertrauensverlust im In- und Ausland führte.
Diesmal haben diese Maßnahmen eine Runde des Optimismus für chinesische Anlagen ausgelöst. Der Aktienindex Shanghai Shenzhen CSI 300 stieg um rund 15 %, ebenso wie die in Hongkong notierten Indizes HSI (+13 %) und HSCEI (+14 %). Im Währungsbereich wertete der chinesische Yuan um 0,6 % auf. Die Erholung chinesischer Vermögenswerte beflügelte auch weitere asiatische Aktienmärkte von Indien bis Japan. Insgesamt beendete der MSCI Emerging Market Aktienindex die Woche 5 % höher. Auch Rohstoffe legten zu. Industriemetallpreise kletterten mehr als 5 %, und auch der Goldpreis zog weiter an, unterstützt durch die starke Nachfrage und die Aussicht auf niedrigere Zinsen.
US-Zinssenkungen und ein schwächerer US-Dollar unterstützen die Schwellenländermärkte
Die Schwäche des US-Dollars, eine unserer wichtigsten Prognosen für 2024, setzt sich nach dem Beginn des Zinssenkungszyklus der US-Notenbank (Fed) vor knapp zwei Wochen fort und dürfte anhalten. Für die Volkswirtschaften der Schwellenländer ist dies eine gute Nachricht, da dort die Notenbanken nun das Wachstum unterstützen können, ohne ihre Währungen gegenüber dem Dollar zu schwächen. Wir haben dies bereits letzte Woche beispielsweise in China gesehen. Zum Vergleich: Der US-Dollar-Index (DXY) liegt im Jahr 2024 um 0,5 % im Minus (und vor allem um 5,5 % unter den Höchstständen vom April), während der MSCI Emerging Market Currency Index um 2,6 % gestiegen ist.
Wir erwarten, dass die Kombination aus den neuen Konjunkturmaßnahmen in China und dem schwächeren Dollar Schwellenländeranlagen erneut Rückenwind verleihen wird. Obwohl wir etwas mehr Aktien als üblich besitzen, halten wir derzeit eine neutrale Allokation in Schwellenländeranlagen, sowohl in Aktien als auch in Anleihen. Wir überprüfen diese Positionierung. Allerdings ist im Moment aufgrund der fehlenden Details zur chinesischen Haushaltspolitik noch eine gewisse Vorsicht geboten. Darüber hinaus ist der US-Dollar mit einer starken technischen Unterstützung konfrontiert, die seit Ende 2022 anhält. Ein Fall des DXY unter 100 könnte auf eine weitere Dollar-Schwäche hindeuten und die Tür für einen bedeutenden Anstieg der Schwellenländeranlagen öffnen. Im Jahr 2024 haben Aktien der Industrieländer (+17 %) bisher besser abgeschnitten als die der Schwellenländer (+13 %).
Was wir diese Woche beobachten
In dieser Woche werden wir insbesondere die wichtigen amerikanischen “ISM”-Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe (Dienstag) und den Dienstleistungssektor (Donnerstag) beobachten. Da die Inflation offenbar auch in den USA zunehmend unter Kontrolle ist, hat die Fed deutlich gemacht, dass sie sich nun um den Arbeitsmarkt kümmert. Die Märkte werden die Daten für den privaten Sektor und die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft (Mittwoch bzw. Freitag) sowie die Zahl der offenen Stellen (Dienstag) genau beobachten. Schlechter als erwartet ausgefallende US-Arbeitsmarktdaten könnten die Befürchtung wieder aufleben lassen, dass sich die Wirtschaft stärker als erwartet verlangsamt. Sollten sie besser ausfallen als erwartet, könnte der Markt seine Erwartungen in Bezug auf Leitzinssenkungen zurückschrauben. Da der Markt jedoch derzeit mit mehr Zinssenkungen rechnet als die Fed prognostiziert, könnte es sich lediglich um eine Angleichung der Erwartungen handeln, was keine schlechte Sache wäre.
In der Eurozone sanken das deutsche Ifo-Geschäftsklima (bereits zum vierten Mal in Folge) und die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe sowie den Dienstleistungssektor in der vergangenen Woche. Auch der Preisdruck hat nachgelassen, während sich das deutsche GfK-Konsumklima leicht erholte. Bei den morgen anstehenden Inflationsdaten der Eurozone im September dürfte die Inflationsrate auf oder sogar unter die EZB-Zielmarke von 2 % fallen. Dies erhöht unserer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer Oktobersitzung ihre Leitzinsen erneut senken wird. Weitere EZB-Zinssenkungen dürften europäische Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Rating (hohe Qualität) sowie europäische Aktien stützen - wir halten in all diesen Märkten eine übergewichtige Position.
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