BLITZLICHT

Aktien wieder übergewichtet

Die vorübergehende deutliche Senkung der Zölle zwischen China und den USA war sicherlich nicht die letzte Episode des Dramas in der globalen Handelspolitik. Und doch haben Investoren weltweit mit Erleichterung auf die Nachricht reagiert – schließlich kamen die Gespräche früher als erwartet und führten zu, wenn auch erst einmal nur vorübergehend, niedrigeren Zollsätzen als weithin befürchtet.

Der S&P 500 notiert inzwischen sogar wieder über seinem Stand von Ende März und bewegt sich in Richtung der Höchststände vom Februar. Einmal mehr zeigt sich: Wer investiert geblieben ist, steht nun besser da als derjenige, der Panikverkäufe getätigt hat. Das wieder steigende Investorenvertrauen an den Märkten liefert nun gute Gründe, auf eine kontrolliert offensivere Positionierung zu setzen. Anleger sollten dabei weiterhin auf eine breite Diversifikation setzen, um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.

Die zuletzt wieder zunehmend deeskalierenden Entwicklungen in Sachen Handelskonflikte sind für die Märkte ein wichtiges Signal. Auch wenn die Einigung zwischen den USA und China nur vorübergehend ist und die Basis für eine dauerhafte Einigung noch ausgearbeitet werden muss, dürfte der Stagflationsimpuls, also ein sinkendes Wachstum bei steigender Inflation, nun weniger stark ausfallen. Ganz verschwunden ist er damit nicht, doch im weiteren Verlauf sind auch positive Impulse von der US-Politik realistisch, insbesondere Steuersenkungen und Deregulierung. Auch in anderen Regionen ist mit zusätzlichen staatlichen Staatsausgaben und Leitzinssenkungen zu rechnen, insbesondere in der Eurozone, wo die Inflation niedriger ist als in den USA. Unsere Strategie konzentriert sich darauf, unsere Kunden für künftige Aufwärtsmöglichkeiten zu positionieren, dabei aber die Abwärtsrisiken unter Kontrolle zu halten.
 

Dieser Maßgabe folgen wir mit unserer Anlagestrategie. In die auf den anfänglichen Einbruch einsetzende Erholung der Aktienmärkte im April hatten wir eine neutrale Aktienpositionierung. Nach der weiteren Erholung diesen Monat haben wir nun eine leichte Übergewichtung von Aktien, zu der auch unsere jüngste Anpassung, die neben Europa zusätzliche Übergewichtung japanischer Aktien, beiträgt. Japans Aktienmarkt weist nicht nur ein ordentliches Gewinnwachstum bei weiteren Fortschritten hinsichtlich der Corporate Governance aus, sondern ist relativ günstig bewertet und würde wohl auch bei einem erfolgreichen Ausgang der laufenden Handelsgesprächen mit den USA profitieren. Da die Bank of Japan ihre Leitzinsen vermutlich weiter anheben wird, könnte der Yen an Wert gewinnen, was ein zusätzliches Argument für ein Engagement in Japan ist. Da wir gleichzeitig unser Engagement am breiten US-Aktienmarkt und bei US-Staatsanleihen leicht reduzieren, trägt dieser Schritt auch zur Diversifizierung der Portfolios weg vom US-Dollar bei, den wir für überbewertet halten. Unsere jüngst auf neutral angehobene Positionierung bei globalen Hochzinsanleihen behalten wir unverändert bei.

Robert Greil
Chefstratege
Merck Finck I A Quintet Private Bank

 

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