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US-Treasuries im Umbruch – fünf Gründe, warum Anleger umdenken sollten

US-Staatsanleihen gelten gemeinhin als sicher. Doch ihre Funktion als diversifizierender beziehungsweise stabilisierender Portfoliobaustein gerät ins Wanken – nicht aufgrund von Bonitätszweifeln, sondern wegen tiefgreifender Veränderungen im fiskalischen und währungspolitischen Umfeld. Die jüngsten US-Zollpläne gegenüber Europa und Asien zeigen zudem, wie stark politische Entwicklungen wieder Einfluss auf die Märkte nehmen. Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, nennt fünf Gründe, warum Euro-Anleger jetzt gut beraten sind, ihre Strategie im Umgang mit US-Staatsanleihen zu überdenken. 

1. US-Staatsanleihen verlieren ihre Rolle als Stabilitätsanker
„US-Staatsanleihen, die traditionell als Puffer für Portfolios dienten, sind gerade für Euroanleger wegen des Währungsrisikos nicht mehr so sicher wie früher“, so Greil.

2. Die US-Fiskalpolitik erhöht das Angebot – zulasten der Anleihemärkte
Mit dem sogenannten „Big Beautiful Bill“ setzt die US-Regierung auf zusätzliche Ausgabenprogramme, finanziert durch mehr Schulden. „Das Gesetz erhöht die Schuldenobergrenze der USA, sodass die Regierung durch die Ausgabe von Staatsanleihen mehr Geld leihen kann“, erklärt Greil. Dieses wachsende Angebot trifft auf sinkende Nachfrage: „Die ohnehin hohe Staatsverschuldung und der Anstieg der Zinskosten nach Verabschiedung des jüngsten US-Haushalts dürften insbesondere ausländische Anleger verstärkt davon abhalten, immer weiter unbeirrt in US-Staatsanleihen zu investieren.“

3. Der Dollar schwächelt – zulasten europäischer Anleger
Die US-Fiskalpolitik schlägt auch auf die Währung durch. „Wir gehen davon aus, dass der US-Dollar gegenüber den anderen wichtigen Währungen weiter an Wert verlieren wird.“ Für Euro-Anleger bedeutet das: Selbst bei stabilen Kursen oder nominalen Zuwächsen kann die Performance durch Währungsverluste deutlich leiden. Greil: „US-Aktien sind zwar dieses Jahr bisher in US-Dollar um etwa 6,5 Prozent gestiegen, aber der Dollar hat so stark abgewertet, dass sie in Euro um 5,7 Prozent gesunken sind.“

4. Währungsabsicherung wird strategisch relevant
Die Steuerung des Dollar-Risikos wird in diesem Umfeld als Teil einer stabilitätsorientierten Allokation immer wichtiger. „Bei Merck Finck tauschen wir einen Teil unserer bestehenden ungesicherten US-Aktien gegen abgesicherte Versionen aus. Dadurch reduzieren wir unser Dollar-Engagement weiter“, so Greil.

5. Japanische Staatsanleihen als mögliche Alternative
Während die Attraktivität von US-Treasuries sinkt, öffnet sich ein neues Fenster in Japan. Dort hat die Notenbank nach Jahren ultralockerer Geldpolitik begonnen, ihre Leitzinsen anzuheben. „Die von uns mit wahrscheinlich leicht steigenden japanischen Leitzinsen prognostizierte moderate Aufwertung des Yen hat auch positive Wechselkurseffekte für Anleger mit Euro-Anlagen“, sagt Greil.

Fazit
Die strukturellen Bedingungen für US-Staatsanleihen haben sich verändert. Währungstrends, Fiskalpolitik und geopolitische Entwicklungen sollten stärker in die Steuerung internationaler Portfolios einfließen. Wer heute kontrolliert investieren will, braucht einen globaleren Blick auf Risiken und auf Alternativen.

Robert Greil
Chefstratege
Merck Finck I A Quintet Private Bank

 

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