Markt- und Investment-Update

04. August 2025

Gelassen bleiben in einem volatilen Sommer

Zölle | Wie ist unsere Position nach den jüngsten Ankündigungen? 

Anfang vergangener Woche gab es Fortschritte an mehreren Handelsfronten, gegen Ende jedoch auch eine höhere Volatilität an den Märkten. Die USA haben Vereinbarungen mit Japan und der Europäischen Union abgeschlossen, ein Abkommen mit Südkorea erzielt und Mexiko eine 90-tägige Fristverlängerung gewährt. Diese Schritte bedeuten höhere Zölle , wenn auch nicht so hoch, wie ursprünglich von den USA angedroht. Sie tragen dazu bei, einen ausgewachsenen „Handelskrieg“ zu vermeiden. Bei ihrer Bekanntgabe sorgten sie für eine vorübergehende Entspannung an den globalen Börsen und stützten zunächst die Anlegerstimmung. Diese Stimmung kehrte sich jedoch am Freitag um, als Präsident Trump sogenannte “Executive Orders” unterzeichnete, mit denen neue US-Importzölle eingeführt wurden: 39 % für die Schweiz, 20 % für Taiwan und eine Erhöhung der Zölle auf kanadische Importe von 25 % auf 35 %. Die Märkte reagierten negativ, Aktien gaben ihre früheren Gewinne wieder ab, da die Anleger die Entwicklung der US-Handelspolitik neu bewerteten. Die Gespräche mit China, die wohl wichtigsten in den nächsten Tagen, werden vor Ablauf der Verhandlungsfrist am 12. August fortgesetzt. Der Marktkonsens geht hier von einer Verlängerung um 90 Tage aus, was eine Eskalation in naher Zukunft verhindern würde. 

Vor diesem Hintergrund bleiben wir gelassen und raten davon ab, zu sehr auf Schlagzeilen zu reagieren. Wir bleiben weltweit diversifiziert in Aktien und Anleihen, sowohl strategisch (um die Renditen über längere Anlagehorizonte zu steigern), als auch taktisch (um die Portfoliopositionierung kurzfristig anzupassen). Wir setzen weiterhin auf Qualität – beispielsweise Unternehmen mit soliden Bilanzen – und haben kürzlich unsere Gold-Allokation erhöht. Aktien mit geringer Volatilität spielen ebenfalls eine Rolle beim Risikomanagement, weshalb wir kürzlich auch diese Position aufgebaut haben. Wir halten weiterhin einen gleichgewichteten US-Aktienindex, der die Risiken besser verteilt, sollten US-Technologiewerte eine Phase der Volatilität durchlaufen. 

Generell bleiben wir in US-Aktien investiert und halten sie auf längere Sicht für attraktiv, jedoch sind die Bewertungen recht hoch. Daher halten wir im Vergleich zu unseren langfristigen Zielgewichtungen mehr Nicht-US-Aktien, deren Bewertungen attraktiver sind. Soweit es die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die Vorschriften und Anlagerichtlinien zulassen, beispielsweise in unseren Kernfonds, halten wir auch ein kleines „Versicherungsinstrument“, das bei sinkenden US-Aktientrends an Wert gewinnt und so zur Dämpfung der Volatilität beiträgt. Im Bereich festverzinslicher Wertpapiere bevorzugen wir kurzfristige europäische Staatsanleihen als defensive Anlagen.

 

Notenbanken | Was passiert an der Zinsfront? 

Die Zinsen sind von entscheidender Bedeutung, da sie einer der wichtigsten Bewertungsfaktoren für alle Anlageklassen sind. Einige der wichtigsten Notenbanken haben ihre Leitzinsen in der vergangenen Woche unverändert gelassen. Am Mittwoch bekräftigte der Vorsitzende der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, dass das aktuelle Wirtschaftswachstum und die Inflationsdynamik derzeit keine Zinssenkungen rechtfertigen. Seine Äußerungen waren zurückhaltend und gaben nur begrenzt Hinweise auf den weiteren Fed-Kurs. Positive Entwicklungen im Handel zu Beginn der Woche hatten den Dollar zunächst nach oben getrieben, da die Märkte das Abkommen zwischen den USA und der EU als relativ negativ für das Wachstum in Europa interpretierten. Am Freitag änderte sich diese Einschätzung jedoch wieder. 

Die Veröffentlichung schwächer als erwartet ausgefallener US-Arbeitsmarktdaten sowie die Abwärtskorrekturen früherer Beschäftigungszahlen und ein schwacher “ISM”-Einkaufsmanagerbericht für das verarbeitende Gewerbe (eine wichtige Umfrage zur Beurteilung der ersten Auswirkungen der Zölle und der allgemeinen Wirtschaftslage) veranlassten die Märkte zu der Annahme, dass die Fed ihre Leitzinsen in naher Zukunft senken wird, woraufhin der US-Dollar (der tendenziell an Wert verliert, wenn die Markterwartungen eine Fed-Leitzinssenkung für wahrscheinlich halten) entsprechend nachgab. Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich die im Juli beobachtete Dollarstärke nur als vorübergehend erweisen dürfte, da die Fundamentaldaten auf eine allmähliche Abwertung hindeuten. Ein Trend, den wir bereits in der ersten Jahreshälfte beobachten konnten. Die Renditen von US-Staatsanleihen bleiben anfällig für das umfangreiche Fiskalprogramm von Präsident Trump (Steuersenkungen und höhere Ausgaben, höheres Haushaltsdefizit und höhere Staatsverschuldung), weshalb wir unser Engagement in US-Anleihen sowohl im Staats- als auch im Unternehmensbereich und auch unser Engagement im Dollar weiterhin reduziert haben. 

Die Bank of Japan beließ ihren Leitzins bei 0,5 %, hob jedoch ihre Kerninflationsprognose (ohne volatile Komponenten wie Lebensmittel und Energie) für das Geschäftsjahr 2025 von 2,2 % auf 2,7 % an, wodurch sie die Tür für künftige Leitzinserhöhungen offenhielt und den Yen stützte. Wir haben kürzlich einige japanische Staatsanleihen gekauft, um unsere Diversifizierung zu erhöhen und weil die von uns erwartete Yen-Aufwertung bei der Umrechnung in Euro-Portfolios von Vorteil sein dürfte. Die Europäische Zentralbank bekräftigte unterdessen ihre abwartende Haltung. Präsidentin Lagarde wies darauf hin, dass die Inflation im Zielbereich liege und weitere Leitzinssenkungen überzeugende Anzeichen für ein schwächeres Wachstum oder eine Disinflation erfordern würden. Angesichts der höheren Hürde für weitere Zinssenkungen gehen wir davon aus, dass der Euro gegenüber dem Dollar weiterhin unterstützt bleiben wird.

 

Diese Woche | Handelsgespräche USA-China und Bank of England im Fokus 

Nachdem die US-Frist für die gegenseitigen Zölle in der vergangenen Woche abgelaufen ist, richtet sich die Aufmerksamkeit nun auf die Beziehungen zwischen den USA und China und die diesbezügliche Deadline am 12. August. Jede Entscheidung, die Verhandlungen zu verlängern – oder weiter zu eskalieren – wird den Ton an den globalen Märkten in den kommenden Tagen bestimmen. Es wird mit einer weiteren Verlängerung gerechnet, die vorerst weitere Zollerhöhungen verhindern und dazu beitragen würde, eine Rezession in naher Zukunft abzuwenden. Die Anleger gehen auch davon aus, dass einige der für andere Länder angekündigten Zölle durch weitere Verhandlungen gesenkt werden dürften, wobei die Handelsspannungen wahrscheinlich im Hintergrund bleiben werden und Vereinbarungen zwar zu einer Senkung einiger Zölle, aber auch zu möglichen Erhöhungen für bestimmte Branchen und Rohstoffe führen könnten. 

Ansonsten trifft sich die Bank of England am Donnerstag und dürfte ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 4 % senken. In den USA sollte der “ISM”-Dienstleistungsindex (ein wichtiger Konjunkturindikator) Aufschluss über die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Dienstleistungsbranche geben. Und in Deutschland stehen diese Woche vor allem Industriezahlen für den Juni im Fokus (Auftragseingänge am Mittwoch und Produktionszahlen mit der Handelsbilanz am Donnerstag). Unterdessen geht die Berichtssaison für das zweite Quartal in den USA und Europa weiter, was zu kurzfristigen Stimmungsschwankungen und Bewertungsvolatilität beitragen dürfte. 

 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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