Markt- und Investment-Update

05. Mai 2025

Märkte konzentrieren sich wieder auf mögliche Handelsabkommen

Global | Wie reagieren die Märkte auf die Zollpause? 

Der April war ein Achterbahnmonat für die Finanzmärkte. Er begann mit der Ankündigung der US-Handelszölle am 2. April, die zu einem Aktienausverkauf führte. Die Marktdynamik war historisch und wurde durch die anschließenden Vergeltungsmaßnahmen Chinas noch verstärkt. Aufgrund dieses Marktdrucks und des wirtschaftlichen Drucks durch das schwindende Vertrauen von Investoren, Unternehmen und Verbrauchern kündigte Präsident Trump am 9. April, also nur eine Woche später, eine 90-tägige Aussetzung der meisten der neu eingeführten Zölle an, mit Ausnahme derer für China. Nach der Ankündigung der Aussetzung der Zölle erholten sich die Börsen zunächst deutlich, so dass der S&P 500 mit einem Plus von mehr als 9,5 % seine beste Tagesperformance seit Oktober 2008 verzeichnen konnte. Nach dieser Erleichterungsrallye hielten jedoch die Bedenken über den US-Exzeptionalismus an und belasteten die Märkte weiter. US-Aktien entwickelten sich unterdurchschnittlich und der US-Dollar schwächte sich ab. 

In den vergangenen beiden Wochen haben die Aktienmärkte einen großen Teil ihrer Verluste wieder aufgeholt (einige haben sogar alle Verluste seit Anfang April wieder aufgeholt). Die globalen Wachstumssorgen ließen nach, da der Ton der Trump-Regierung konstruktiver wurde und die Tür für Verhandlungen mit den Handelspartnern öffnete. Wir haben immer argumentiert, dass der wichtigste positive Beschleuniger, um die Unsicherheit an den Märkten zu verringern, die Andeutung von Handelsabkommen ist. Das scheint die Phase zu sein, in der wir uns befinden. Da die Unsicherheit jedoch bestehen bleibt, lautet unsere Botschaft ganz klar, wachsam zu bleiben und über Regionen und Anlageklassen hinweg zu diversifizieren. Neben unseren strategischen Positionen in Gold und Rohstoffen (die vor Unsicherheit und geopolitischen Risiken schützen können) halten wir an unseren bestehenden Qualitätsanlagen wie Staatsanleihen, Investmentgrade-Bonds sowie  inflationsgebundene Anleihen fest, wobei wir europäische Staatspapiere mit kurzer Laufzeit gegenüber US-Treasuries bevorzugen, bei denen wir aufgrund fiskalischer Bedenken untergewichtet sind. Ebenso bevorzugen wir europäische Investmentgrade-Anleihen gegenüber ihren US-Pendants. 

Gleichzeitig bleiben wir taktisch flexibel und bleiben auf der Aktienseite "ungefähr neutral", wobei wir europäische Aktien gegenüber breit angelegten US-Aktien bevorzugen. Wir halten auch einen US-Optionsschein, ein "Versicherungs"-Instrument (sofern die Kenntnisse und Erfahrungen unserer Kunden sowie die Anlagerichtlinien und -vorschriften dies zulassen) gegen weitere potenzielle negative Schocks. Zudem sind wir in einen gleichgewichteten Index für US-Aktien engagiert, der ein größeres Engagement in Sektoren wie Industrie- und Finanzwerte ermöglicht, wo die Bewertungen attraktiver sind als im Technologiesektor und Katalysatoren wie fiskalische Anreize und Deregulierung von Vorteil sein könnten. 

 

USA | Wie hält sich die Wirtschaft trotz Zöllen und erhöhter Unsicherheit? 

Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Daten zum Bruttoinlandsprodukt der USA für das erste Quartal, wenn auch ein rückwärtsgewandtes Maß für das Wirtschaftswachstum, waren irreführend. Die Daten zeigten, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal um 0,3 % schrumpfte. Der Grund dafür ist, dass die Zollpolitik von Präsident Trump zu einem deutlichen Anstieg der Importe geführt hat, da die Unternehmen im Vorfeld der Zölle ihre Lagerbestände aufgestockt haben, wodurch das Wirtschaftswachstum so stark wie noch nie in der jüngeren Geschichte durch Importe belastet wurde. Die Unternehmen werden wahrscheinlich in naher Zukunft ihre Lagerbestände abbauen, in der Hoffnung, dass die Zölle im Rahmen von Handelsverhandlungen deutlich gesenkt werden, wenn die Lagerbestände aufgebraucht sind. Trotz der negativen Auswirkungen des Handels auf das Wachstum scheint die Wirtschaft nach wie vor solide zu sein. Verbraucherausgaben und private Investitionen wuchsen zusammen mit einer gesunden Jahresrate von 3 %. 

Darüber hinaus scheint die amerikanische Wirtschaft erstaunlich widerstandsfähig, wenn man sich den Arbeitsmarkt ansieht. Obwohl die US-Zölle und die erhöhte Unsicherheit das Vertrauen der Verbraucher und der Unternehmen erheblich geschwächt haben, gibt es bisher kaum Anzeichen dafür, dass Unternehmen Arbeitskräfte entlassen. Der am Freitag veröffentlichte Arbeitsmarktbericht für April bot den ersten Einblick in den Arbeitsmarkt nach den Trump-Zöllen und enthielt die Auswirkungen des DOGE-Programms (Department of Government Efficiency). In den USA wurden im April 177.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen und damit die Konsensschätzungen übertroffen, während die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,2 % blieb. Der besser als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktbericht milderte die Rezessionsängste, die Wall Street und auch die Anleiherenditen legten zu. 

Die makroökonomischen Schlüsseldaten der vergangenen Woche waren zwar ermutigend, aber wir gehen weiterhin von einem langsameren (aber positiven) Wirtschaftswachstum aus, da die US-Konjunktur den Stagflationsimpuls (schwächeres Wachstum und steigende Preise) der Handelspolitik von Präsident Trump verdaut. 

 

Diese Woche | Zeit der Notenbankentscheidungen 

In den USA werden sich alle Augen auf die mit Spannung erwartete Fed-Sitzung am Mittwoch richten. Die Anleger gehen im Großen und Ganzen davon aus, dass die Leitzinsen unverändert bleiben, aber jede Nuance in der Grundsatzerklärung oder in der Pressekonferenz des Vorsitzenden Powell könnte den Markt bewegen. Die Bank of England tagt am Donnerstag. Die Märkte rechnen hier mit einer Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 4,25 %. Die Aufmerksamkeit wird sich auf die aktuelle Bewertung und die künftigen Leitlinien des Ausschusses konzentrieren, um Hinweise auf das Tempo der künftigen Lockerung zu erhalten. 

In Deutschland, wo die Wirtschaft im ersten Quartal erwartungsgemäß gegenüber den drei Monaten zuvor leicht um 0,2% gewachsen ist (allerdings im Vorjahresvergleich um –0,4% rückläufig war) steht bereits morgen die Amtseinführung der neuen Regierung an, die mit Friedrich Merz einen neuen Bundeskanzler bekommt. Die Märkte werden auf erste Signale für eine lockerere Fiskalpolitik und Strukturreformen achten. 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

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