Aktien | Warum trotzen Aktien dem geopolitischen Gegenwind?
Die globalen Aktienmärkte legten in der vergangenen Woche weiter zu. Die Spannungen im Nahen Osten und die erneuten Spannungen zwischen der NATO und Russland ließen sichere Anlagen wie Gold steigen. Warum kaufen Anleger sowohl Wachstumswerte wie Aktien, als auch defensive Anlagen wie Gold? - Weil die Überzeugung wächst, dass die US-Notenbank (Fed) kurz vor einer Zinssenkung steht. Das stützt das Gewinnwachstum und Aktien, während es die Attraktivität von Anleihen aufgrund sinkender Renditen verringert und die Attraktivität von nicht verzinslichen Anlagen wie Gold erhöht.
Aktuelle Daten stützen diese Einschätzung. Neben vier schwachen amerikanischen Arbeitsmarktberichten in Folge zeigten revidierte Daten, dass das Beschäftigungswachstum in den USA in den zwölf Monaten bis März 2025 um fast eine Million zu hoch angegeben worden war. Dies hat die Erwartungen hinsichtlich einer Leitzinssenkung in dieser Woche nur noch verstärkt. Die Renditen von US-Staatsanleihen und der Dollar sind gesunken, was Aktien Auftrieb verliehen hat. Aber das ist noch nicht alles. Die anhaltende Begeisterung für KI beflügelt weiterhin den Optimismus der Anleger, wobei das starke Wachstum von Oracle im Bereich Cloud-Infrastruktur der Rallye neuen Schwung verleiht.
Wir bleiben bei Aktien und Gold moderat übergewichtet, sodass die jüngste Marktdynamik die Portfolio-Performance unterstützt hat. Aber wir geben uns nicht mit dem Erreichten zufrieden. Die Bewertungen sind in einigen Marktbereichen hoch, und die Unsicherheit ist nach wie vor vorhanden. Daher halten wir an unserem diversifizierten Ansatz fest: Wir bevorzugen Aktien gegenüber Anleihen leicht und verteilen unser Engagement auf die USA, Europa, Japan und die Schwellenländer. Wir halten Rohstoffe und inflationsgebundene Anleihen, um uns gegen Inflation abzusichern, und behalten unsere Gold- und Rentenallokationen als Puffer für den Fall eines Wachstumsrückgangs bei.
Währungen | Steigt der Euro angesichts der politischen Unsicherheit in Frankreich weiter?
Der Euro hält sich trotz der politischen Turbulenzen in Frankreich gut. Präsident Macron hat nun bereits seinen fünften Premierminister in seiner zweiten Amtszeit und verfügt immer noch nicht über eine klare parlamentarische Mehrheit, sodass die Verabschiedung eines Haushaltsplans nicht einfach sein wird. Diese Unsicherheit hat die Renditen französischer Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen deutlich in die Höhe getrieben.
Dennoch gewinnt der Euro an Boden. Er stieg im September um 0,2 % und blieb vergangene Woche stabil, obwohl die Ratingagentur Fitch die Bonität Frankreichs auf die Note “A+” herabgestuft hat. Der Aufschwung des Euros begann Anfang 2025, als die Europäische Union Pläne zur Erhöhung der Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben ankündigte. Auch die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) haben ihn nicht gebremst, da die Erwartungen, dass auch die Fed die Zinsen senken wird, gleichzeitig den Dollar schwächen.
Wir rechnen mit einer weiteren Abschwächung des Dollars und bevorzugen Währungen mit sich verbessernden Zinsaussichten. Vergangene Woche bestätigte die EZB, dass ihre Leitzinsen vorerst unverändert bleiben, was dem Euro – neben dem britischen Pfund und dem japanischen Yen – Raum für weitere Kursgewinne gibt.
Festverzinsliche Wertpapiere | Sind langlaufende Anleihen attraktiv?
Beim Rentenmarkt sind wir dieses Jahr vorsichtig. Die Verschuldung der USA ist hoch, und die Zinskosten werden nach dem jüngsten US-Haushalt voraussichtlich steigen. Deshalb halten wir im Vergleich zu unserer langfristigen Allokation weniger US-Staatsanleihen und bevorzugen europäische festverzinsliche Wertpapiere gegenüber ihren US-Pendants. Wir halten auch eine kleine Position an japanischen Staatsanleihen, da die von uns erwartete moderate Aufwertung des Yens die Renditen für Euro-Portfolios wahrscheinlich steigern würde.
Angesichts von Renditen, die sich auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten bewegen, werden langfristige Staatsanleihen allmählich attraktiv. Allerdings können sie sehr empfindlich auf Fiskalpläne und Inflationsdynamiken reagieren. Daher bevorzugen wir in unseren Multi-Asset-Strategien eher kurzfristige Staatsanleihen oder sind bei Anlagen in Anleihen generell vorsichtig mit sehr langfristigen Papieren. Für Investoren, die bereit sind, diese Volatilität in Kauf zu nehmen, könnte dieser Teil des Marktes jedoch eine Überlegung wert sein.
Die Abschwächung des US-Arbeitsmarktes und die wahrscheinlichen Fed-Zinssenkungen dürften Anleihen stützen. Die Volatilität ist nach wie vor ein Faktor, aber wir gehen davon aus, dass die Anleiherenditen im Laufe der Zeit sich stabilisieren oder sinken werden. Das macht die aktuellen Zinssätze attraktiv.
Diese Woche | Notenbanksitzungen in den USA, Großbritannien und Japan
Alle Augen sind am Mittwoch auf die Fed gerichtet. Wir und der Markt erwarten eine Leitzinssenkung um einen Viertelprozentpunkt auf 4,00-4,25 %. Anleger werden den Tonfall von Fed-Chef Powell und die aktualisierten Leitlinien für die weitere Entwicklung beobachten – ein wichtiger Faktor für Währungen, Anleihen und Aktien. Die US-Einzelhandelsumsätze für August (Dienstag) könnten die Erwartungen für weitere Zinssenkungen dämpfen, wenn sie trotz eines sich abkühlenden Arbeitsmarktes starke Konsumausgaben zeigen.
In Großbritannien werden am Mittwoch Inflationsdaten veröffentlicht, gefolgt von der Entscheidung der Bank of England am Donnerstag. Wir gehen davon aus, dass die dortigen Leitzinsen bis 2025 bei 4 % bleiben werden, da die Inflation in Großbritannien immer noch deutlich über dem Zielwert liegt. Das sind gute Nachrichten für das Pfund, aber natürlich auch eine Belastung für Schuldner.
Japan schließt die Woche mit Inflationsdaten und einer Zinsentscheidung der Bank of Japan (BoJ) ab. Die Märkte rechnen nicht damit, dass die BoJ ihre Leitzinsen diese Woche anheben wird, sondern möglicherweise später im Jahr. Diese Zinsdifferenz zur Fed stützt unsere Einschätzung, dass der Yen gegenüber dem Dollar an Wert gewinnen wird. In Deutschland ist die Datenagenda diese Woche relativ dünn: Morgen stehen die ZEW-Konjunkturerwartungen der Finanzexperten für September auf der Agenda, und am Freitag kommen noch die Produzentenpreise vom August.
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.

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