USA | Ist der Shutdown beendet oder nur verschoben?

Der teilweise Stillstand der US-Verwaltung ist nach einer Rekorddauer von 43 Tagen endlich beendet. Die Märkte reagierten zunächst positiv auf diese Nachricht: Die Renditen für Staatsanleihen sanken, Aktien erholten sich und der Dollar stabilisierte sich. Die positive Stimmung hielt jedoch gerade in den USA nicht lange an: Die Wall Street beendete die Woche mit Kursverlusten, und auch die Anleiherenditen und der Dollar gaben nach.

Während die Sorge hinsichtlich hoher Bewertungen die Stimmung der Anleger gedrückt haben dürfte, könnten auch fiskalische Bedenken eine Rolle gespielt haben. Die US-Staatsfinanzierung ist jetzt nur bis zum 30. Januar gesichert, sodass das Risiko eines weiteren Shutdowns besteht. Erst einmal dürften die Anleger ihre Aufmerksamkeit allerdings wieder auf Wirtschafts-, Gewinn- und Zinstrends richten.

In fiskalischer Hinsicht hat sich jedoch wenig geändert. Die Vereinbarung für die Finanzierung bis Januar lässt wichtige Haushaltsfragen ungelöst. Die Zinskosten der USA sind hoch und das Defizit wächst. Mit den in knapp einem Jahr bevorstehenden Zwischenwahlen verschärft sich die politische Polarisierung. Ratingagenturen haben bereits gewarnt, dass wiederholte Episoden fiskalischer Risikopolitik Druck auf die Bonität der USA ausüben könnten. 

Aus Marktsicht beseitigt das Ende des Shutdowns zwar einen Hemmfaktor. Es ändert aber nichts Wesentliches an den Aussichten. Bei Aktien richtete sich die Aufmerksamkeit schnell wieder auf die Gewinnerwartungen, insbesondere der führenden KI-Unternehmen. Bei Anleihen scheint der Markt für Staatspapiere nicht mehr davon überzeugt zu sein, dass die US-Notenbank (Fed) im Dezember ihre Leitzinsen senken wird. Außerdem bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich der hohen Verschuldung und des hohen Defizits. Wir sind bei US-Staatsanleihen untergewichtet.

 

Notenbanken | Senkt die Fed auch im Dezember ihre Leitzinsen?

Im Oktober senkte die Fed zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Leitzinsen, und zwar auf 3,75–4 %. Außerdem kündigte sie an, ab dem 1. Dezember einen Teil der fälligen Vermögenswerte, die sie während der Phase der „quantitativen Lockerung“ gekauft hatte, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Märkte durch den Kauf von Papieren zu stützen, in Staatsanleihen zu reinvestieren, um die Marktliquidität zu stabilisieren.

Die Märkte hatten beide Entscheidungen erwartet, nicht jedoch den hawkischen Ton von Fed‑Chef Powell. Er machte deutlich, dass eine Leitzinssenkung im Dezember keineswegs sicher sei, und betonte, dass die Fed alle Optionen offenhalten wolle.

Warum dieser Tonwechsel? - Die Fed bewegt sich in einem komplizierten wirtschaftlichen und marktbezogenen Umfeld. Die Inflation bleibt hartnäckig, aber der Arbeitsmarkt kühlt sich ab. Die Märkte haben sich bisher als widerstandsfähig erwiesen, die Konsumausgaben halten sich gut und die Investitionstätigkeit ist überraschend stabil. Gleichzeitig hat der Regierungsstillstand die Datenerhebung unterbrochen, was die Transparenz beeinträchtigt und es politischen Entscheidungsträgern erschwert, die tatsächliche konjunkturelle Lage einzuschätzen. Diese Datenunsicherheit sorgt für Nervosität. Infolgedessen haben die Rentenmärkte ihre Erwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung im Dezember zurückgeschraubt, und die Aktienmärkte haben einen Teil ihrer jüngsten Gewinne wieder abgegeben.

Dennoch halten wir eine Leitzinssenkung zum Jahreswechsel, entweder im Dezember oder Januar, weiterhin für wahrscheinlich. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Abkühlung des Arbeitsmarktes scheint real zu sein, und weder die Beschäftigung noch die Inflation dürften sich vor der nächsten oder den nächsten beiden Sitzungen deutlich erholen. Historisch gesehen hat die Fed, wenn sie eine Reihe von Leitzinssenkungen zum Risikomanagement vornimmt, selten nach zwei Schritten aufgehört. Darüber hinaus räumte Powell ein, dass die Geldpolitik weiterhin moderat restriktiv ist und die Fed keine weitere Verschlechterung des Arbeitsmarktes wünscht, was das Argument für Zinssenkungen stützt.

 

Diese Woche | Aktivitäts-, Inflation und Beschäftigungsdaten

Diese Woche werden umfangreiche Inflationsdaten in Großbritannien, der Eurozone und in Japan veröffentlicht, die einen Überblick über die globale Preisentwicklung geben.

Am Mittwoch dürfte das Protokoll der letzten Fed-Sitzung zudem Aufschluss über die Bereitschaft der Fed zu weiteren Leitzinssenkungen geben. Die am Donnerstag nachgereichte Veröffentlichung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist zudem ein wichtiger Indikator für den US-Arbeitsmarkt.

Am Freitag stehen neben dem US-Verbrauchervertrauen vor allem die Einkaufsmanagerindizes für Europa (einschließlich Deutschlands), die USA und Japan im Fokus, um zu helfen die aktuelle Wachstumsdynamik besser einzuschätzen.

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