Markt- und Investment-Update

22. September 2025

Navigieren durch divergierende Geldpolitiken

USA | Begibt sich die US-Notenbank auf eine Gratwanderung?

Letzte Woche senkte die US-Notenbank (Fed) die Zinsen auf 4,00–4,25 %. Es ist die erste Senkung seit Dezember 2024. Warum gerade jetzt? Obwohl die Inflation über dem Zielwert liegt, zeigt der Arbeitsmarkt Anzeichen von Überlastung und das Beschäftigungswachstum wurde nach unten korrigiert.

Fed-Chef Powell bezeichnete dies als „Risikomanagement”. Einfach ausgedrückt versucht die Fed, einer möglichen Konjunkturabkühlung zuvorzukommen, bevor sie zu einem Problem wird. Sie versucht, ein Gleichgewicht zwischen der Eindämmung der Inflation und dem Schutz des Arbeitsmarktes zu finden.

Die aktualisierten Prognosen der Fed zeigen, dass die meisten Entscheidungsträger zwei weitere Zinssenkungen erwarten, wodurch die Zinsen bis zum Jahresende auf 3,50-3,75 % sinken würden. Sie gehen davon aus, dass die Inflation leicht nachlassen wird, aber immer noch über dem Zielwert liegt, und dass die Arbeitslosigkeit steigen wird. Die Märkte hatten die Entscheidung der Fed  erwartet, aber es besteht die Gefahr, dass die Anleger voreilig handeln. Sollte sich die Inflation als hartnäckig erweisen oder der Arbeitsmarkt schneller als erwartet schwächeln, könnte die Fed leicht ihren Kurs ändern. Fazit: Die Politik ist nach wie vor datenabhängig, und das Gleichgewicht ist fragil.

Die Zinssenkung war für unsere Portfolios insgesamt positiv. Wir sind in Aktien übergewichtet, die die Zinssenkung begrüßten. Niedrigere Zinsen stützen die Gewinne, senken die Diskontsätze und beflügeln die KI-getriebene Rally. Wir haben in diesem Jahr auch unser Dollar-Engagement reduziert, da wir glauben, dass die Währung noch Spielraum nach unten hat. Dies zeigte sich nach der Zinssenkung in einer Abwertung des US-Dollars. Niedrigere US-Zinsen verringern auch den Zinsunterschied zu anderen Regionen, was Raum für eine Aufwertung des Euro, des Pfunds und des Yen schafft.

Die Anleiherenditen sind ebenfalls leicht gesunken. Wir bevorzugen europäische Anleihen gegenüber ihren US-Pendants, wo nach wie vor hohe Defizite und Inflationsrisiken bestehen. Inflationsgebundene Anleihen und Rohstoffe bleiben in unserem Portfolio-Mix als Schutz vor einer anhaltenden Inflation. Wir halten auch eine Übergewichtung in Gold, das von niedrigeren Zinsen profitiert und als Absicherung gegen geopolitische Schocks und Wachstumsunsicherheiten dient. 

 

Rest der Welt | Was tun andere Zentralbanken?

Die Bank of England (BoE) hat letzte Woche die Zinsen unverändert gelassen. Die Inflation liegt immer noch fast doppelt so hoch wie das Ziel von 2 %, sodass sie nicht bereit ist, weitere Lockerungen vorzunehmen. Das Wachstum schwächt sich ab, aber die Inflation sinkt nicht schnell genug. Allerdings gab es eine Änderung in der Politik der BoE. Die Zentralbank kündigte an, ihre Anleiheverkäufe, die sogenannte quantitative Straffung (QT), von 100 Mrd. GBP auf 70 Mrd. GBP pro Jahr zurückzufahren. Dies dürfte den Märkten Rückenwind geben, da das Angebot an Staatsanleihen geringer sein wird. Es bedeutet auch eine geringere Belastung für den Haushalt des Finanzministeriums, das die Verluste der BoE ausgleicht, die nach dem Anstieg der Renditen Anleihen verkauft hat. Mit Blick auf die Zukunft bedeutet die anhaltende Inflation, dass die Zinsen im Vereinigten Königreich wahrscheinlich bis Ende 2025 bei 4 % bleiben werden. Angesichts der Abschwächung des Arbeitsmarktes erwarten wir jedoch für 2026 einen Rückgang der Inflation, was den Weg für Zinssenkungen ebnen würde.

In Japan hält die Zentralbank weiterhin an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Aber die Lage ändert sich. Die Löhne steigen, die Inflation klettert langsam nach oben und es wächst die Erwartung, dass es im Laufe dieses Jahres zu einer weiteren Zinserhöhung kommen wird. Sollte dies geschehen, wäre dies eine deutliche Abweichung von der Fed und könnte den Yen nach oben treiben.

Schließlich senkte die norwegische Zentralbank, Norges Bank, die Zinsen von 4,25 % auf 4 %, obwohl die Inflation immer noch über dem Zielwert von 2 % liegt. Mit Blick auf die Zukunft geht die Zentralbank von einem allmählichen Rückgang ihres Leitzinses in den nächsten Jahren (auf etwa 3 %) aus. 

 

Diese Woche | Globale Inflations- und Wirtschaftsdaten aus aller Welt

Die Veröffentlichung der Einkaufsmanagerindizes (PMIs) läutet die Woche in der Eurozone, Großbritannien und den USA (Dienstag) ein. Diese geben einen ersten Einblick in die Aktivitäten im September. Für Deutschland und die gesamte Eurozone werden Anzeichen einer Belebung erwartet, vielleicht sogar eine Expansion. Die Zentralbanken in Schweden (Dienstag) und der Schweiz (Donnerstag) werden ihre Zinssätze wahrscheinlich unverändert lassen.

In den USA werden am Freitag neben den Daten zur Verbraucherstimmung auch der Kernindex der persönlichen Konsumausgaben – der von der Fed bevorzugte Inflationsindikator – veröffentlicht. Dies dürfte dazu beitragen, die Erwartungen darüber zu prägen, wie viele weitere Zinssenkungen die Fed bis zum Jahresende vornehmen könnte.

Auch die Inflationsdaten (Freitag) und die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) aus Japan werden von Bedeutung sein. Sie werden Aufschluss darüber geben, ob die Bank of Japan bereit ist, einen Kurswechsel vorzunehmen.

 

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

Bewahren und pflegen, was Ihnen wirklich wichtig ist

Merck Finck für Privatkunden

privatkunden

*Die dem vorliegenden „Markt- und Investment Update“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Markt- und Investment Update“ dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Markt- und Investment Update“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2025: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch

Kontakt