Global | Bekommen die Börsen eine Erkältung?

Vergangene Woche fielen nicht nur die ersten Schneeflocken in Teilen Europas, sondern auch die Finanzmäkte. Das Aushängeschild der KI-Rallye, Nvidia, vermeldete starke Gewinne und übertraf mit seiner Umsatzprognose die Markterwartungen. Allerdings fragen sich Anleger, ob der KI-Boom nicht zu weit und zu schnell gegangen ist. Die anfängliche Begeisterung nach der Veröffentlichung der Nvidia-Gewinne wich Bewertungsbedenken und schwindenden Hoffnungen auf eine Leitzinssenkung durch die US-Notenbank (Fed) im Dezember. Der Einbruch der Kryptowährungen mit einem Bitcoin-Verlust von 25 % innerhalb eines Monats erhöhte den Druck auf die Märkte. Viele Anleger trennten sich von Tech-Aktien, um ihre Krypto-Verluste zu kompensieren. Schließlich setzte sich eine klassische Risikoaversion durch.

Hat sich dadurch die fundamentale Lage verändert? Wir denken nicht. Die Unsicherheit lässt nach, insbesondere im Bereich des Handels. Die Regierungen setzen auf fiskalische Maßnahmen, um das Wachstum anzukurbeln. Und die Notenbanken senken die Leitzinsen. Zwar bestehen weiterhin Bedenken hinsichtlich einer Überhitzung des KI-Zyklus, doch sehen wir dies nur als vorübergehende Delle. Langfristig werden KI-bezogene Investitionen das Wachstum weiterhin stützen.

Stellen Sie sich KI wie den Bau einer neuen Stadt vor. Am Anfang stehen erhebliche Investitionen in die Basis, darunter Projekte wie Straßen, Kraftwerke und Versorgungsunternehmen. In Bezug auf KI bedeutet dies den Bau von Rechenzentren, die Herstellung von Chips und die Sicherung einer zuverlässigen Energieversorgung. Sobald die Infrastruktur vorhanden ist, steigt die Produktion und treibt die Produktivität in die Höhe.

Unterdessen bleibt die Unternehmensstimmung in der Eurozone stabil, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen Wege finden, sich an die neuen Zollbedingungen anzupassen. Der Euro hält sich gegenüber dem US-Dollar weiterhin über 1,15, obwohl das Protokoll zur jüngsten Fed-Sitzung die Hoffnungen auf eine Leitzinssenkung im Dezember gedämpft hat und der für September nachgelieferte US-Arbeitsmarktbericht einen starken Anstieg der Gesamtzahl der Beschäftigten ausweist. Wir bleiben konstruktiv gegenüber der Gemeinschaftswährung, da die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen unverändert lässt und die Fed am 1. Dezember ihre Bilanzverkürzung (eine geldpolitische Straffungsmaßnahme) beendet und damit die Liquiditätsknappheit beseitigt, die den US-Dollar in den letzten Jahren gestützt hat. Ansonsten haben sich die Exportzahlen aus Japan und Korea recht gut gehalten.

Daher nehmen wir vorerst keine Anpassungen an unserer Portfolio-Positionierung vor. Die fundamentalen Aussichten haben sich nicht geändert, sodass wir weiterhin Aktien gegenüber Anleihen bevorzugen, allerdings in moderatem Umfang und mit zahlreichen Diversifikatoren zur Risikosteuerung.

 

USA | Lichtet sich der Datennebel?

Vergangene Woche wurde endlich der Arbeitsmarktbericht für September veröffentlicht, der jedoch weder der Fed noch den Anlegern viele neue Erkenntnisse lieferte. Das Beschäftigungswachstum war stark, besser als im Sommer und entsprach den privaten Daten zur Entwicklung des Arbeitsmarktes. Kurz gesagt, es gab keine Überraschungen.

Das Problem ist nun, dass die US-Statistikbehörde “Bureau of Labor Statistics” letzte Woche bestätigt hat, dass es keinen Arbeitsmarktbericht für Oktober geben wird. Während des 43-tägigen Regierungsstillstands war eine Datenerhebung unmöglich. Diese Lücke in den Arbeitsmarktdaten ist die erste seit 1948.

Und der November-Bericht wird erst am 16. Dezember veröffentlicht, sechs Tage nach der Sitzung der Fed am 10. Dezember. Das Protokoll der Fed-Sitzung vom Oktober zeigt eine Spaltung, wobei die Mehrheit dazu neigt, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Einige Mitglieder sagten, eine Zinssenkung könnte angemessen sein, wenn sich die Wirtschaft wie erwartet entwickelt, aber die Mehrheit sprach sich dafür aus, die Zinsen unverändert zu lassen. In Ermangelung von Daten könnten selbst diejenigen, die eine Senkung befürworten, beschließen, bis zur nächsten Sitzung im Januar zu warten, um eine Entscheidung zu treffen.

Obwohl Zweifel an einer Fed-Zinssenkung im Dezember bestehen, gehen wir (und der Markt) aufgrund der Schwäche des Arbeitsmarktes weiterhin davon aus, dass sich die US-Leitzinsspanne von derzeit 3,75–4 % auf 3–3,25 % einpendeln werden. Der ‘Shutdown’ könnte die Einstellung neuer Mitarbeiter gebremst haben, und die Beschäftigung im Einzelhandel, in der Freizeitbranche und im Gastgewerbe könnte anfällig sein. Das Endziel für die Zinsen ändert sich nicht, nur der Weg dorthin. 

 

Diese Woche | US-Wirtschaftsdaten, deutsches Wachstum und Inflation

In den USA lichtet sich der Datennebel langsam, aber zu den wenigen Zahlen, die noch veröffentlicht werden, gehören die Erzeugerpreise für September und die Einzelhandelsumsätze vom Dienstag, die beide indirekte Hinweise auf die Auswirkungen der Zölle geben.

In Deutschland stehen nach dem heute rückläufigem Ifo-Geschäftsklima morgen das finale Bruttoinlandsprodukt für das 3. Quartal, am Donnerstag das GfK-Verbrauchervertrauen sowie am Freitag die vorläufigen Inflationsdaten für November auf der Agenda.

Und in Großbritannien steht am Mittwoch der Herbsthaushalt auf dem Programm. Zu hohe oder zu geringe Erwartungen hinsichtlich der Sparmaßnahmen könnten zu Volatilität an den Anleihe- und Devisenmärkten führen, aber wir gehen davon aus, dass die Aussichten auf eine Haushaltskonsolidierung für die britischen Staatsanleihen, die wir in unseren Portfolios halten, Rückenwind bedeuten werden.

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

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