Rohstoffe | Hat die Goldrallye an Schwung verloren?
Nach neun Wochen mit Kursgewinnen in Folge hat Gold vergangene Woche eine Verschnaufpause eingelegt. Der Goldpreis ist um 2,8 % gefallen, nachdem er seit Juni um 35 % gestiegen war. Es gab keinen eindeutigen Auslöser für diese Entwicklung, was darauf hindeutet, dass sich die fundamentalen Aussichten nicht geändert haben. Höchstwahrscheinlich haben Anleger schlicht Gewinne mitgenommen. Die Bewertungen sind hoch, sodass kurzfristige Vorsicht angebracht ist. Die langfristigen Aussichten für Gold haben sich jedoch nicht geändert.
Die wichtigsten Goldtreiber sind nach wie vor vorhanden: niedrigere Zinsen, geopolitische Unsicherheit und die Nachfrage nach Diversifizierung. Diese Faktoren stützen weiterhin den Goldpreis. Auch wenn es zu größeren Schwankungen kommen könnte, halten wir angesichts der unveränderten Fundamentaldaten an unserer Übergewichtung fest. Wir halten seit Juni mehr Gold als üblich – eine Positionierung, die sich positiv auf die Performance ausgewirkt hat.
China | Die nächsten fünf Jahre stehen im Zeichen von Technologie und Konsumausgaben
China hat seine Prioritäten für die nächsten fünf Jahre festgelegt, und die Botschaft ist klar: Inmitten geopolitischer Fragmentierung steht Technologie an erster Stelle. Der von Peking vorgestellte Plan für 2026–2030 konzentriert sich auf die Stärkung der inländischen Kapazitäten und Innovationen, wobei die Fertigung und Durchbrüche in kritischen Technologien im Mittelpunkt stehen.
Präsident Xi Jinping strebt Fortschritte in den Bereichen Halbleiter, KI und Talente an, die Bildung, Wissenschaft und Industrie miteinander verzahnen können. Die Märkte nahmen dies zur Kenntnis, der Shanghai Shenzhen 300-Index stieg um 3,2 %.
Es geht jedoch nicht nur um Chips und Fabriken. Die Politik möchte auch, dass die Haushalte mehr ausgeben. Laut offiziellen Angaben bleibt die Binnennachfrage eine strategische Priorität, da der Anteil des Konsums an der Gesamtwirtschaft in China unter dem globalen Durchschnitt liegt. Wir sind derzeit in Aktien aus Schwellenländern übergewichtet, wobei China etwa 30 % des Index ausmacht, während der Informationstechnologiesektor etwa 25 % ausmacht.
USA und Europa | Solide Unternehmensgewinne
Die Berichtssaison zum 3. Quartal ist auf beiden Seiten des Atlantiks in vollem Gange. Die großen US-Banken gaben zunächst mit fast durchweg starken Ergebnissen den Ton an. Dann kam letzte Woche Tesla zwar mit einem Rekordumsatz, aber die Gewinne blieben hinter den Erwartungen zurück. Auch Netflix enttäuschte die Analysten, was jedoch hauptsächlich auf einen Steuerstreit in Brasilien zurückzuführen war. Das Unternehmen setzt auf sein Content-Angebot, um die Wende zu schaffen: Die letzte Staffel von „Stranger Things“ und zwei Live-Übertragungen von American-Football-Spielen am Weihnachtstag dürften dabei helfen.
Bislang haben die höheren US-Importzölle das Wachstum nicht sonderlich beeinträchtigt. Im Industriesektor konnten Eaton und Schneider Electric solide Zahlen vorlegen. Auch der Luxussektor hält sich gut: Nach einem starken Quartal von LVMH meldete Hermès ein gutes Wachstum und eine leichte Belebung der Verkaufsdynamik in China.
Das Gesamtbild sieht wie folgt aus: Mehr als 80 % der US-Unternehmen haben bisher die Gewinnerwartungen übertroffen, und über 70 % haben mit ihrem Wachstum überrascht. Aus diesem Grund sind wir in US-Aktien übergewichtet. In Europa sieht es je nach Branche unterschiedlicher aus, aber insgesamt bleibt das Gewinnwachstum solide. Auch in europäischen Aktien sind wir übergewichtet.
Indes nähren etwas positivere Frühindikatoren in Deutschland als zuletzt die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Belebung: So stieg nicht nur das Ifo-Geschäftsklima für Oktober vor allem dank besserer Erwartungen auf der Unternehmensseite an. Vielmehr verbesserte sich auch die Einkaufsmanagerstimmung im Dienstleistungsbereich spürbar.
Diese Woche | Handelsgespräche, Notenbankentscheidungen und Quartalsberichte
Die Präsidenten der USA und Chinas werden sich am Donnerstag treffen, um über die Handelsbeziehungen zu sprechen, nachdem China Beschränkungen für Seltene Erden eingeführt hat und die USA mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht haben. Unser Basisszenario geht davon aus, dass es zu einer Einigung kommen wird. Am Wochenende einigten sich die Handelsunterhändler der USA und Chinas auf einen Rahmen, über den die Präsidenten beraten und möglicherweise ratifizieren werden. Dieser Rahmen sieht vor, dass die USA ihre Zollandrohung aussetzen, während China seine Exportkontrollen für Seltene Erden verschiebt, während es diese Politik neu bewertet.
Der Grund, warum wir mit einer Einigung rechnen, sind historische Präzedenzfälle, insbesondere angesichts der US-Zwischenwahlen in einem Jahr und der Notwendigkeit, die Wirtschaft zu stützen. Trumps erste Amtszeit lässt ein Muster erkennen, bei dem Eskalation als Verhandlungstaktik eingesetzt wird, gefolgt von Deeskalation: 2018/19 eskalierte er die Zölle und deeskalierte dann vor der Wahlsaison.
Im Fokus stehen diese Woche auch die Notenbanken. Die US-Zentralbank (Fed) trifft sich am Mittwoch und wird wahrscheinlich ihre Leitzinsen von 4-4,25 % auf 3,75-4 % senken. Die US-Inflation liegt mit 3 % immer noch über dem Zielwert, aber die Fed scheint entschlossen zu sein, ihre Geldpolitik zu lockern. Zusammen mit dem langsameren Beschäftigungswachstum sprechen kurzfristige Risiken wie der anhaltende Stillstand der US-Verwaltung (“Government Shutdown”), Handelskonflikte und die Nervosität rund um die Regionalbanken für eine Leitzinssenkung.
Am Donnerstag treffen auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) ihre geldpolitischen Entscheidungen. Während die EZB ihren Einlagensatz wahrscheinlich bei 2 % belassen wird (da die Inflation nahe dem Zielwert ist), ist die BoJ die große Unbekannte. Die neue Premierministerin Sanae Takaichi bereitet ein umfangreiches Konjunkturpaket vor, das die BoJ zu einer Leitzinserhöhung zwingen könnte, da die Inflation über dem Zielwert bleibt.
Und dann ist da noch die Quartalszahlensaison der Unternehmen. Die Tech-Giganten Alphabet, Apple, Amazon, Meta und Microsoft werden die Schlagzeilen dominieren. Dennoch sollten Anleger andere Unternehmen wie UnitedHealth, Visa, Eli Lilly und Chevron nicht übersehen. Ihre Zahlen werden uns zeigen, wie sich die US-Wirtschaft unter den Bedingungen eines anhaltenden Shutdowns behauptet. In Europa legen auch die Deutsche Bank, UniCredit, Santander, die Universal Music Group und TotalEnergies ihre Bücher offen.
Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.

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