Global | Sind die Handelsspannungen nach dem Abkommen zwischen den USA und China nun vorbei?

Trump nutzte seine Asienreise für eine Reihe von Handelsabkommen. Vier ASEAN-Länder (Malaysia, Kambodscha, Thailand und Vietnam) werden niedrigere Zölle erhalten, hauptsächlich im Austausch für einen besseren Zugang zu wichtigen Mineralien. Südkorea versprach ebenfalls niedrigere Zölle und US-Investitionen in Höhe von 350 Milliarden US-Dollar. Und mit China schloss Trump ein Rahmenabkommen. Er tauschte Zollsenkungen gegen zwei wichtige Zugeständnisse ein: eine einjährige Aussetzung der chinesischen Exportbeschränkungen für Seltene Erden und die Verpflichtung zum Kauf von US-Agrarprodukten.

Diese Maßnahmen verringern die Unsicherheit im Handel, was den Märkten gefällt. US-Aktien aus den Bereichen Industrie, Landwirtschaft und Technologie dürften davon profitieren. Wir sind in US-Aktien übergewichtet, einschließlich des gleichgewichteten Index, der ein breiteres Engagement in Sektoren außerhalb der Mega-Cap-Technologie bietet.

Auch Asien profitiert davon, da exportorientierte Volkswirtschaften einen Aufschwung erleben. Die Produktion und der Handel mit Elektronik, Textilien und kritischen Mineralien dürften anziehen. Die breiteren asiatischen Aktienmärkte, insbesondere Industrie-, Export- und Logistikunternehmen, dürften von der verbesserten Stimmung profitieren. Dies stützt unsere Übergewichtung in Aktien aus Schwellenländern, die stark auf Asien ausgerichtet sind. Weitere wichtige Faktoren sind der schwächere US-Dollar, Chinas Unterstützung für den privaten Sektor und die Verbraucher sowie der Bedarf der KI-Branche an asiatischer Hardware.

 

USA | Wird die US-Notenbank die Zinsen erneut senken?

Die US-Notenbank (Fed) senkte die Zinsen letzte Woche von 4–4,25 % auf 3,75–4 %. Außerdem kündigte sie an, die sogenannte quantitative Straffung (QT), d. h. den Abbau der in ihrer Bilanz gehaltenen Vermögenswerte, ab Dezember einzustellen. Von da an wird die Fed fällige Vermögenswerte durch den Kauf von Staatsanleihen ersetzen. Beide Entscheidungen wurden allgemein erwartet. Allerdings kam die Aussage von Fed-Chef Powell, dass eine Senkung im Dezember nicht garantiert sei, etwas überraschend. Es scheint, als wolle sich die Fed ihre Optionen für die kommenden Monate offenhalten.

Warum? Weil die Fed ein komplexes wirtschaftliches Bild sieht. Die Finanzmärkte sind lebhaft, die Konsumausgaben und Unternehmensinvestitionen sind solide, die USA schließen neue Handelsabkommen ab und die Inflation liegt weiterhin über dem Zielwert. Aber der Arbeitsmarkt schwächt sich ab, und der Stillstand der Regierung (Shutdown) erschwert eine klare Interpretation der Daten.

Tatsächlich haben sich die geldpolitischen Aussichten für die kommenden Monate nicht wesentlich geändert. Wir rechnen weiterhin mit einer Zinssenkung im Dezember. Die Daten werden weiterhin uneinheitlich sein, wobei der Shutdown für zusätzliche Unsicherheit sorgt. Die kurzfristigen Risiken für das Wachstum stehen nach wie vor im Vordergrund.

Aus Marktsicht könnte ein Ende der quantitativen Straffung den Druck auf die Anleiherenditen etwas verringern, insbesondere angesichts des hohen Haushaltsdefizits der USA. Wir sind jedoch weiterhin untergewichtet in US-Staatsanleihen. Tatsächlich spiegelt der Markt für US-Staatsanleihen bereits die Erwartung wider, dass die Fed ihre Zinssenkungen bei etwa 3 % beenden wird. Das Abwärtspotenzial für die Renditen von US-Staatsanleihen (bzw. das Aufwärtspotenzial für die Kurse von US-Staatsanleihen) scheint von hier aus begrenzt zu sein.

Europa und Japan | Wohin entwickeln sich die Zinsen? 

Die Fed senkte letzte Woche die Zinsen, aber die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) ließen ihre Zinsen unverändert – aus unterschiedlichen Gründen.

In Europa liegt die Inflation nahe am Zielwert, und die EZB rechnet mit einem Wachstum von rund 1 %. Das ist eine komfortable Situation für die EZB, und sie hat keine Pläne, davon abzuweichen, sofern es nicht zu einem größeren unvorhergesehenen Schock kommt. Wir gehen davon aus, dass die Zinsen vorerst bei 2 % bleiben werden.

In Japan sieht es anders aus. Die Inflation liegt zwar immer noch über dem Zielwert, aber die neue Premierministerin Sanae Takaichi hat ihre politische Agenda noch nicht vorgestellt. Es ist mit fiskalischen Stimuli zu rechnen, die inflationär wirken könnten. Wir gehen jedoch davon aus, dass Takaichi Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation vorsehen wird. Das bedeutet, dass die Argumente für höhere Zinsen weiterhin bestehen, aber der Zeitpunkt ist ungewiss. In Anlehnung an Powells Zurückhaltung hinsichtlich einer Zinssenkung im Dezember in den USA vermied Kazuo Ueda von der BoJ jegliche Andeutungen über künftige Erhöhungen.

Wir halten weiterhin europäische und japanische Staatsanleihen, um unser Engagement in US-Staatsanleihen zu diversifizieren.

Diese Woche | Zentralbanksitzungen, Stillstand der US-Regierung und Wirtschaftstätigkeit

Wir gehen davon aus, dass die Bank of England die Zinsen unverändert lassen wird (Donnerstag). Die schwächere Inflation im September hat die Markterwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung erhöht, die im Dezember oder Anfang 2026 erfolgen könnte. Auch die Zentralbanken in Schweden (Mittwoch) und Norwegen (Donnerstag) tagen diese Woche. Beide dürften ihre Leitzinsen unverändert lassen.

In den USA trübt der Regierungsstillstand weiterhin das Bild. Die Veröffentlichung wichtiger Daten verzögert sich (wir werden nicht die üblichen Arbeitsmarktdaten des Bureau of Labor Statistics erhalten), sodass sich die Märkte auf Daten aus dem privaten Sektor wie die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für die Konjunktur und ADP (eine Umfrage zum Arbeitsmarkt) stützen werden, um Hinweise auf die Beschäftigungslage und die Inflation zu erhalten (beides am Mittwoch).

Auch die globalen PMIs für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor stehen an. Sie werden zeigen, wie Unternehmen mit den höheren Zöllen zurechtkommen. Der Konsens für die Daten aus den USA und Europa deutet auf eine Verbesserung der Konjunktur hin.

Hinweis: Jeder Hinweis auf die Portfoliopositionierung bezieht sich auf unsere Kernportfolios mit Verwaltungsvollmacht. Kunden mit maßgeschneiderten oder beratenden Portfolios sollten sich bei ihrem Kundenberater über ihre aktuelle Positionierung. informieren.  

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