Blick über die Märkte vom 27. Juni 2022

Blick über die Märkte vom 27. Juni 2022

Die Finanzmärkte schwanken weiter deutlich - wobei in der Vorwoche die Rentenmärkte gefragt waren.

Die Finanzmärkte schwanken weiter deutlich - wobei in der Vorwoche die Rentenmärkte gefragt waren. Neben den Konjunkturdaten steht natürlich nicht zuletzt angesichts der vor allem energiepreisgetriebenen Inflationstrends die Politik weiterhin im Fokus. Beim aktuellen G7-Gipfel in Ellmau werden dabei unter anderem ein Preisdeckel für russisches Öl sowie ein Importverbot für russisches Gold und neue Infrastrukturprogramme unter Federführung der USA diskutiert. Tatsache ist aber auch, dass Russland trotz aller Sanktionen militärisch in der Ukraine Fortschritte macht und weiterhin im Angriffsmodus verharrt, sprich dass keine Entspannung in Sicht ist. Zugleich deuten sich erste Zahlungsausfälle bei russischen Anleihen an, was die Situation nicht besser macht. Für Deutschland bleibt in diesem Umfeld das Thema Gas an oberster Stelle.  Wirtschaftsminister Robert Habeck fordert immer vehementer sowohl Unternehmen wie Haushalte zum Energiesparen auf, nachdem er die zweite von drei deutschen Warnstufen des Gasnotfallplans ausgerufen hat - womit Gas jetzt hierzulande (und zwar nur hierzulande) als "knappes Gut" gilt. Nachdem die russischen Gaslieferungen um über die  Hälfte gekappt wurden und somit eine ausreichende Versorgung über den nächsten Winter fraglich geworden ist, macht in Europa nicht nur Berlin die anstehende zehntägige Wartung der wichtigsten Russland-Pipeline Nordstream I Sorgen hinsichtlich künftiger Liefermengen über diese Gas-"Hauptschlagader" für Europa. Letztendlich birgt das damit anhaltende Potential für noch weiter steigende Preise die Gefahr längerer sehr hoher Inflationsraten. Die Bundesregierung diskutiert parallel Unterstützungsansätze für die deutschen Haushalte, nicht zuletzt um auch die anstehenden Lohnabschlüsse in Tarifverhandlungen zu dämpfen und somit eine Lohn-Preis-Spirale zu verhindern.
Die Kombination aus höheren Energiepreisen und weiteren (wenn auch etwas abnehmenden) Problemen bei den Lieferketten übt anhaltenden Druck auf die Wirtschaft aus. Das belegen die Einkaufsmanagerindizes für Juni, die insgesamt sowohl für die Eurozone als auch für die USA schwach ausfielen. Zwar deuten diese Aktivitätsbarometer beiderseits des Atlantiks nach wie vor auf eine wachsende Wirtschaft hin, aber mit spürbar nachlassender Dynamik, und zwar nicht nur in Deutschland sowohl im Industrie- wie auch im Dienstleistungssektor. Das dagegen nur leicht rückläufige Ifo-Geschäftsklima dürfte die Sorgen der Unternehmen aus unserer Sicht etwas unterzeichnen, da vermutlich das Gros der Firmen diese Umfrage noch vor Beginn der Einschränkung russischer Gaslieferungen beantwortet hat und seither die Stimmung insgesamt weiter gesunken sein dürfte. Das Ifo-Institut verwies insbesondere auf eine Eintrübung bei Deutschlands Exporteuren. Apropos Stimmung: Das eurolandweite Verbrauchervertrauen ist gemäß jüngster EU-Befragung im Juni so gering wie seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr. Dabei spielen die Sorgen hinsichtlich den Energie- und insbesondere den Gaspreisen eine wichtige Rolle, wobei letzteres vor allem in Europa und nicht in den USA Thema ist. Dies ist neben insgesamt stabileren US-Daten nur einer der Gründe, warum wir nach wie vor für Europa inklusive Deutschlands eine höhere Rezessionswahrscheinlichkeit als in den USA sehen. China scheint sich indes mit zunehmenden Wiederöffnungen von seiner lockdownbedingten Flaute zu erholen, wobei die Risiken der "Null-Toleranz-Politik" in Sachen Virus natürlich bestehen bleiben. Indes betonte Fed-Chef Jerome Powell in Washington, dass die US-Notenbank weiter entschlossen handeln will, um die Inflation wieder in Richtung 2% zu bringen. Selbst im "Deflationsland" Japan, in der derzeit die Sommerhitze die Gefahr von Stromengpässen etwa in der Tokio-Region birgt, lag die Rate im Mai mit 2,5% über diesem Niveau.
Die Einkaufsmanagerindizes für Juni haben es vergangene Woche deutlich gezeigt: Die Konjunktur kommt immer mehr unter Druck, das Wachstumstempo verlangsamt sich zusehends. Der Kaufkraftverlust aufgrund der anhaltend hohen Inflation bei steigenden Energiekostenrisiken gerade hinsichtlich Gas lassen die Verbraucher jetzt noch vorsichtiger werden. Wir rechnen bei den Juni-Inflationszahlen mit keiner Entspannung an der Inflationsfront. Die steigenden Preise belasten das Wachstum zunehmend. Diese Woche stehen am Mittwoch die vorläufigen Juni-Inflationszahlen für Deutschland, am Donnerstag für Frankreich und am Freitag für den gesamten Euroraum auf der Agenda. Bereits morgen dürfte das GfK-Konsumklima für Juli ein trübes Stimmungsbild von den deutschen Verbrauchern liefern. Außer den Einzelhandelsumsätzen für Mai, die ebenfalls auf der deutschen Agenda stehen, kommen am Donnerstag auch noch Arbeitsmarktzahlen für Juni sowie am Freitag die (auch für weitere Regionen) finalen Einkaufsmanagerindizes ebenfalls für den aktuellen Monat. Auch für den gesamten Euroraum stehen am Donnerstag Arbeitsmarktzahlen an, allerdings noch für den Monat Mai. Hinzu kommen tags zuvor Geldmengenzahlen ebenfalls für Mai sowie das Wirtschaftsvertrauen für Juni. Und während in China die Juni-Einkaufsmanagerindizes in der zweiten Wochenhälfte das – wohl etwas ansteigende – Daten-Highlight sind, bietet die US-Agenda einige wichtige Schwergewichte: heute Nachmittag Auftragszahlen für langlebige Wirtschaftsgüter im Mai, morgen das Verbrauchervertrauen für Juni, am Donnerstag Kerninflationsdaten sowie am Freitag der wohl rückläufige „ISM“-Einkaufsmanagerbericht für die verarbeitende Industrie.

RELATIVE TAKTISVCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem übergewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung, nachdem wir unsere Übergewichtung von asiatischen Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen beeendet haben, da die Ausfallerwartungen für asiatische Hochzinspapiere gestiegen sind und Chinas Lockerungsschritte nicht zu sinkenden Risikoaufschlägen geführt haben. Gold bleibt ein Kernbestandteil von Portfolios.

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