Blick über die Märkte vom 9. Mai 2022

Blick über die Märkte vom 9. Mai 2022

Die starken Schwankungen an den Aktienmärkten, die an einem Tag beruhigt sind, dass die Notenbanken den Konjunkturzyklus nicht abzuwürgen scheinen, und am nächsten Tag besorgt darüber sind, dass sich die Wachstumsdynamik verlangsamt und die Inflation hoch ist, zeigen die Unsicherheit unter Investoren.

Die starken Schwankungen an den Aktienmärkten, die an einem Tag beruhigt sind, dass die Notenbanken den Konjunkturzyklus nicht abzuwürgen scheinen, und am nächsten Tag besorgt darüber sind, dass sich die Wachstumsdynamik verlangsamt und die Inflation hoch ist, zeigen die Unsicherheit unter Investoren. Wir halten trotz der vorerst weiter steigenden Zinstrends eine weltweite Rezession in den nächsten sechs bis zwölf Monaten für unwahrscheinlich - gehen aber davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr ihren Höchststand erreicht. Das Wirtschafts- und Gewinnwachstum hat seinen Höhepunkt überschritten. Eine US-Rezession in den nächsten sechs bis zwölf Monaten ist nicht unser Basisszenario. Der starke Arbeitsmarktbericht vom Freitag deutet darauf hin, dass die Ausgabendynamik der Amerikaner wahrscheinlich noch einige Zeit anhalten wird. Sollte es dennoch zu einer Rezession kommen, würde sie wahrscheinlich mild ausfallen - zumal wir keine signifikanten finanziellen Ungleichgewichte sehen. Im Euroraum ist die Rezessionswahrscheinlichkeit schon aufgrund der Nähe zum Ukraine-Konflikt höher. In diesem Zusammenhang haben sich Befürchtungen, Wladimir Putin könnte heute anlässlich des russischen Nationalfeiertags im Rahmen der dort üblichen Militärparade eine Generalmobilmachung oder sonstige neue Drohungen in den Raum stellen, heute Vormittag nicht bewahrheitet. Allerdings bleibt der Krieg für den Westen inflationstreibend, wozu neue G7-Sanktionen in Richtung Auslaufen von russischen Öl-Importen, wie sie auch die EU anpeilt, beitragen. Allerdings schwächen sich aktuell einige Rohstoffpreise - etwa für das wichtigste Industriemetall Kupfer - ab. Dies wie auch der im April minimal gesunkene Lohndruck sind Anzeichen dafür, dass gerade die US-Inflation nahe ihrem Höhepunkt sein dürfte. Die US-Leitzinserhöhung der Fed um 50 Basispunkte auf 0,75-1,00% kam genauso wie die Ankündigung, dass ab 1. Juni und mit bis zu doppelt so hoher Intensität ab 1. September die Bilanzsumme abgebaut wird, wenig überraschend. Weitere Zinserhöhungen sehen wir bereits als eingepreist an, genauso wie bei der EZB, wo immer mehr Äusserungen von Ratsmitgliedern auf den ersten Leitzinsschritt bereits im Juli hindeuten.
Immer mehr Makrodaten deuten auf eine gerinigere Dynamik der Weltkonjunktur hin. So blieb zwar der deutsche Arbeitsmarkt auch im April stark, allerdings gingen zugleich die wichtigsten Industriezahlen bezüglich Produktion, Exporten und Auftragseingängen zurück. In den USA schwächte sich laut den "ISM"-Berichten der weiter anhaltende Optimismus sowohl im Industrie- wie auch im Dienstleistungsgewerbe leicht ab. Und in China verteidigt Peking weiterhin seine "Null-Toleranz"-Politik mit aller Vehemenz, was zu weiteren signifikanten Einschränkungen und damit anhaltenden Lieferproblemen führt. Dabei stürzte insbesondere die Stimmung der chinesischen Dienstleistungs-Einkaufsmanger regelrecht ab - und das vierprozentige Exportwachstum im April war das niedrigste seit fast zwei Jahren. Wir rechnen allerdings, nicht zuletzt dank anhaltender Lockerungen, mit einer Erholung der chinesischen Konjunktur, sobald das Virus wieder im Griff scheint.
Die Märkte bleiben angesichts der Kriegs- und China-Unsicherheit weiterhin holprig. Vor allem kurzfristig ist mit anhaltenden Bedenken der Investoren hinsichtlich der Wachstums- und Inflationsfolgen zu rechnen. Die Sorgen, dass die Notenbanken zu weit hinter der Kurve sind und die Inflation nicht so schnell oder nur für den Preis von Stagflation oder gar einer Rezession in den Griff bekommen, nehmen zu. Allerdings könnten in der aktuell sehr pessimistisch gestimmten Anlegerschar bereits einzelne positive Nachrichten für Entspannung sorgen – eine typische Gemengelage für hohe Volatilität. Makroseitig wird diese Woche etwas überschaubarer, wobei zahlreiche Inflationsdaten für April – alle am Mittwoch – im Fokus stehen: vor allem in den USA, aber auch in China sowie mit finalen Preisdaten für diesen Monat in Deutschland. China veröffentlicht am Mittwoch auch noch seine Produzentenpreise, so wie die USA am Donnerstag. Weitere wichtige Daten sind morgen in Deutschland die ZEW-Konjunkturerwartungen, am Donnerstag das britische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal sowie die dortige Industrieproduktion im März, die am Freitag auch für den Euroraum ansteht. An diesem Tag wird dann das amerikanische Michigan-Verbrauchervertrauen die Datenwoche abschließen.

RELATIVE TAKTISCHE ASSET-ALLOKATION
Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Dabei bleiben wir bei unserer übergewichteten Aktienposition mit einer anhaltenden Präferenz für die USA gegenüber Europa und Japan. Zudem übergewichten wir auch Aktien der aus unserer Sicht insgesamt attraktiv bewerteten Schwellenländer, in denen mit Blick nach vorne teilweise auch wieder mehr geldpolitische Lockerungsmaßnahmen wahrscheinlich sind. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit.
Auf der Rentenseite favorisieren wir weiterhin Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung sowie asiatische Hochzinsanleihen gegenüber niedrig verzinslichen Anleihen. Da die US-Märkte inzwischen eine klare Fed-Straffung einpreisen, haben wir kürzlich die Untergewichtung von US-Investmentgrade-Bonds reduziert, während wir die Untergewichtung von Euro-Staatsanleihen erhöht haben. Gold bleibt ein Kernbestandteil unserer Diversifizierungsstrategie.

Das vollständige PDF zum Herunterladen finden Sie hier.



 





*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch