Blick über die Märkte vom 4. Oktober 2021

Blick über die Märkte vom 4. Oktober 2021

Während in Berlin die Gespräche der vier Parteien, die eine Dreier-Koalition anstreben, weitergehen, geraten die Weltbörsen nach und nach etwas unter Druck.

Wochensicht

Während in Berlin die Gespräche der vier Parteien, die eine Dreier-Koalition anstreben, weitergehen, geraten die Weltbörsen nach und nach etwas unter Druck. Zum einen belasten neben den stark gestiegenen Energiepreisen wohl länger als erwartet anhaltende Lieferengpässe speziell bei Halbleitern. Zum anderen verunsichert die Märkte weiterhin die Evergrande-Saga. Zwar sorgte in der Vorwoche die Ankündigung eines Beteiligungsverkaufs an einer chinesischen Regionalbank an die dortige Provinzregierung für 10 Milliarden Yuan (umgerechnet 1,55 Mrd. US-Dollar) für ein Aufatmen. Allerdings sorgen Herabstufungen des Kreditratings sowie das erneute nicht Nachkommen von Zahlungsverpflichtungen für Unruhe. Während Chinas Festlandbörsen wegen des Nationalfeiertages bis Donnerstag geschlossen sind, wurde die Evergrande-Aktie heute Morgen in Hongkong erst einmal vom Handel ausgesetzt, was zusätzliches Unbehagen auslöst. Doch es gibt auch Positives: In den USA konnte einmal mehr in letzter Minute ein "Government Shutdown" abgewendet werden. Jedoch tickt die Uhr in Sachen Schuldenobergrenze, die wieder einmal in Kürze erreicht werden dürfte. Wir rechnen hier zwar wie üblich mit einer Einigung wohl erneut in letzter Minute - jedoch tragen solche politischen Unsicherheiten nicht zur Ruhe an den Finanzmärkten bei.

Indes klettern wie erwartet die Inflationszahlen: In Deutschland stiegen die Preise gemessen am Warenkorb des Statistischen Bundesamtes im September mit 4,1% so stark wie seit 1993 nicht mehr, in der Eurozone bedeutet der 3,4%-Anstieg ein 13-Jahreshoch und in den USA erreichte die für die Fed maßgebende Kerninflationszahl mit 4,3% ein 30-Jahreshoch. Der größte Treiber hinter dieser Entwicklung waren die Energiepreise. Da sich ihr Anstieg zuletzt fortgesetzt hat, ist schon rein daher mit noch etwas höheren Inflationsdaten im Herbst zu rechnen. Nachdem jedoch die durch Nachholeffekte bedingten Preissprünge mittlerweile gerade in den USA, aber auch teils bereits in Europa nachlassen und wir keine größeren Sprünge bei den Lohntrends beobachten können, halten wir das Gros des Inflationsanstiegs unverändert für vorübergehend. EZB-Präsidentin Christine Lagarde verband den gegenwärtigen Inflationsanstieg beim jährlichen (dieses Mal digitalen) "Sintra"-Notenbanktreffen der EZB mit "der Wiederöffnung". Lagarde: "Die Notenbank sollte auf vorübergehende Angebotsschocks nicht überreagieren." Stimmungsseitig blieb das Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone im September stabil optimistisch, und die Verbraucher wurden in Deutschland im Gegensatz zu den USA etwas optimistischer. In China verbesserte sich die Stimmung der Einkaufsmanager im September wieder etwas, auf der Dienstleistungsseite sogar spürbar. Und In Japan wurde Fumio Kishida zum 100. Premierminister des Landes gewählt - er dürfte das Parlament in Kürze auflösen und Neuwahlen ausrufen. Unter dem Strich normalisiert sich die Weltwirtschaft Schritt für Schritt und schwenkt offenbar auf einen soliden Wachstumskurs ein.

Diese Woche steht angesichts im Sog der Gaspreise auch deutlich gestiegenen Ölpreise heute erst einmal das Treffen der "OPEC+"-Staaten inklusive Russlands im Fokus. Mit Spannung wird erwartet, ob sich die Teilnehmer auf eine Ausweitung der Fördermenge des schwarzen Schmierstoffs für die Weltwirtschaft einigen. Für die deutsche Industrie stehen diese Woche sowohl neue Daten zur Produktion (Donnerstag) wie auch zu den Auftragseingängen (für August) am Mittwoch an. Die deutsche Industrie leidet derzeit zwar unter Engpässen bei manchen Zulieferteilen, letztendlich verschiebt sich die Produktion damit jedoch nach vorne. Der Großteil der Engpässe dürfte sich - wenn auch länger als erwartet - als vorübergehend erweisen, womit auch die Produktionsverschiebungen primär vorübergehender Natur sein sollten. Dies dürfte die deutsche Wirtschaft primär im zweiten Halbjahr bremsen. Außerdem wird für Deutschland am Freitag die Handelsbilanz für August publiziert. Morgen kommen bereits für Europa insgesamt und auch die USA die finalen Einkaufsmanagerindizes für September. Am Mittwoch folgen die Einzelhandelsumsätze im Euroraum. Die US-Datenwoche startet heute Nachmittag mit Auftragseingangszahlen, bevor am Dienstag der „ISM“-Bericht zur Unternehmensstimmung im Dienstleistungssektor folgt. Im Zentrum steht aber ganz klar der amerikanische Arbeitsmarktbericht am Freitag für September, der nach dem schwächeren Bericht für August wieder stärker ausfallen sollte. In Asien dürfte der Fokus in China und Japan auf den noch ausstehenden Einkaufsmanagerberichten für September liegen. Und politisch richten sich die Blicke hinsichtlich Indikationen für die Zusammensetzung der nächsten Bundesregierung natürlich weiterhin nach Berlin.

Relative Taktische Asset-Allokation

Unsere Anlagestrategie bleibt weiterhin auf Diversifikation ausgerichtet. Im Mittelpunkt steht unsere anhaltende Übergewichtung von Aktien, weiterhin mit einer Präferenz für die USA gegenüber Europa, Japan und den Schwellenländern. Unsere strukturellen Branchenfavoriten lauten nach wie vor Technologie und Gesundheit. Zudem halten wir britische Small Caps für attraktiv. 

Auf der Rentenseite setzen wir besonders auf US-Staatspapiere, die zusammen mit unserer Goldpositionierung zur Diversifizierung von Portfolios beitragen. Darüber hinaus favorisieren wir bei den Zinspapieren unverändert Schwellenländeranleihen in Hartwährung sowie insbesondere asiatische währungsgesicherte Hochzinsanleihen. Neben Gold bleiben Immobilienfonds ein Bestandteil unserer Diversifizierungsstrategie. 

Den kompletten Blick über die Märkte als PDF zum Herunterladen.

*Die dem vorliegenden „Blick über die Märkte“ zugrundeliegenden Informationen stammen aus Medienberichten, öffentlich zugänglichen Unternehmensberichten und den gesondert angegebenen Quellen. Die Quellen wurden von Merck Finck auf der Basis ihrer professionellen Einschätzung als verlässlich gewertet. Merck Finck kann jedoch keine Haftung für die Korrektheit und Vollständigkeit der Informationen übernehmen. Die dargestellten  Annahmen, möglichen Entwicklungen und Meinungen stellen Merck Fincks professionelles Urteilzum Zeitpunktder Veröffentlichung des „Blicks über die Märkte“dar und unterliegen der Möglichkeit der jederzeitigen Änderung, ohne dass dies zu einer entsprechenden Veröffentlichung führen muss Der „Blick über die Märkte“ stellt in keinster Weise ein Angebot, eine Aufforderung oder  eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf eines Finanzinstrumentes oder der Beauftragung einer Finanzdienstleistung dar.  Merck Finck weist daraufhin, dass Finanzanlagen das Risiko des vollständigen Kapitalverlustes innewohnen kann. Der Anleger sollte ausschließlich in Finanzanlagen investieren, deren Risiken er auf Basis seiner Erfahrungen und Kenntnisse verstehen kann und diese zu tragenerfinanziell bereit und in der Lage ist. Vor einer Investition in einzelne Finanzinstrumente bzw. der Beauftragung von Finanzdienstleistungen sollte unbedingt professioneller Rat eingeholt werden. Copyright © 2020: MERCK FINCK A QUINTET PRIVATE BANK (EUROPE) S.A. branch