Die morgige EZB-Sitzung ist wesentlich bedeutsamer, als es für die Sommersitzung üblich ist. Schließlich plant die Europäische Zentralbank die Anpassung ihrer Geldpolitik an die Ergebnisse ihrer Strategie-Überprüfung.
Ich erwarte, dass die EZB zwei der drei Kernergebnisse ihrer Strategie-Überprüfung besonders adressieren wird: das neue, symmetrische und glatte Zwei-Prozent-Inflationsziel, das ihr noch mehr Flexibilität gibt – sowie die Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten in ihrer geldpolitischen Strategie.
Auf Basis des neuen Inflationsziels wird die EZB wohl ihre Kommunikation zur weiteren Ausgestaltung ihrer Anleihekaufprogramme aktualisieren. Dabei dürfte der Tenor lauten: noch flexiblere und nötigenfalls noch längere Käufe.
Sie dürfte aber auch hinsichtlich der Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten in ihrer geldpolitischen Strategie konkreter werden. Ich gehe davon aus, dass sich die EZB dabei früher oder später mit ihrem Vorgehen unter anderem an solchen Beschlüssen wie dem der Bank of Japan orientieren könnte. Die japanische Notenbank hatte vergangene Woche angekündigt, als klimaschonend eingestufte Investitionen längerfristig zinsfrei zu finanzieren.
Unterm Strich rechne ich damit, dass die EZB angesichts der sich abzeichnenden Infektionstrends ihre hochexpansive Geldpolitik eher noch ausweiten als einbremsen wird. Die Schlüsselwörter in der von der EZB angestrebten kürzeren und präziseren Kommunikation dürften dabei „Flexibilität“, „Beharrlichkeit“ und „Klima“ lauten. Kurzum: Eine sich grüner ausrichtende und entschlossen kommunizierende EZB dürfte die Märkte einmal mehr beruhigen.
Robert Greil, CFA
Chefstratege
MERCK FINCK
A QUINTET PRIVATE BANK