Berichte über die Schieflage des von Bill Hwang geführten Hedgefonds Archegos Capital werfen auch ein Schlaglicht auf das Risikomanagement von Großbanken. Zwei globale Banken warnten ihre Aktionäre am Montag vor Milliardenverlusten. Zwar handelt es sich um Einzelfälle, die weder die Systemstabilität insgesamt noch die Überlebensfähigkeit der betroffenen Großbanken infrage stellen. Insofern raten wir zu Gelassenheit – einerseits. Andererseits sollten einige Investoren dieses jüngste Thema zum Anlass nehmen, ihre Engagements bei Banken grundsätzlich zu hinterfragen.
Der Bankensektor hat in den vergangenen Wochen regen Zulauf der Anleger erfahren. Im Zuge der allgemeinen Rotation von Wachstumsaktien in die zyklischeren Value-Aktien haben auch die Titel vieler Großbanken Investoren angelockt, weil deren Bewertung zumindest optisch günstig erschien. Zudem hat der allgemeine Renditeanstieg im Anleihenmarkt gezeigt, dass der Markt tendenziell steigende Zinsen erwartet. Das nährt auch die Hoffnung auf Ertragssteigerungen bei Banken. Von diesen Faktoren haben sich einige Marktteilnehmer zu einem Einstieg in Bankaktien verleiten lassen.
Doch eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Beim Großteil der Banken, insbesondere in Europa, sehen wir weiterhin strukturelle Schwächen im Geschäftsmodell. Die Verbesserung der Kapitalquoten in den vergangenen Jahren sowie die Fortschritte beim Kostenmanagement kompensieren die grundlegenden Ertragsschwächen nicht. Hinzu kommt, dass in einigen Bilanzen noch immer Risikopositionen schlummern, die konservative Investoren abschrecken sollten. So gehören großvolumige Geschäfte mit Hedgefonds wie im Falle von Archegos bei vielen Banken noch immer zur Tagesordnung.
Aus unserer Sicht bieten Banktitel zu geringe Ertragschancen bei zu hohen Risiken. Der Markt unterschätzt diese Risiken. Wir untergewichten den Sektor in unserer Vermögensverwaltung hingegen schon seit längerer Zeit. Die jüngsten Vorkommnisse bestärken uns in dieser Vorsicht. Anleger sollten Engagements bei Banken allenfalls sehr selektiv und nach eingehender Prüfung von Geschäftsmodell und Bilanzpositionen eingehen.
Marc Decker, Leiter Fondsmanagement
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