BLITZLICHT

EZB pausiert – letzter Zinsschritt wohl im September

In seiner heutigen Sitzung hat der EZB-Rat die Leitzinsen unverändert belassen; der Einlagensatz bleibt damit bei 2,0 %. Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck, kommentiert:

Die heutige Pause überrascht nicht. Nach dem Zinsschritt im Juni und der jetzt erreichten Inflationsrate von 2 Prozent ist es gut, dass die EZB nicht nur die Effekte ihrer Politik abwartet, sondern vor allem das Ergebnis der laufenden Zollverhandlungen zwischen der EU und den USA. Noch ist nämlich nicht klar, wie hoch zukünftige Zölle ausfallen. Damit bleibt auch die Wirkung auf die Inflation im Euroraum fraglich. Bremsen sie das Wirtschaftswachstum im Euroraum und dämpfen sie damit den Preisauftrieb oder treiben sie eher die Preise?
Jedenfalls wirkt der stärkere Euro dämpfend auf die Inflation – ein Effekt, den die EZB ebenfalls mit Blick auf den Herbst berücksichtigen dürfte. Angesichts des weiterhin schwachen Wachstumstrends im Euroraum rechnen wir mit keinem nennenswerten Aufwärtsdruck auf die Teuerung. Auch für 2026 erwarten wir Inflationsraten in der Nähe der angestrebten 2 Prozent.
Anders als viele Marktbeobachter gehen wir also davon aus, dass die EZB nur noch einmal – im September – ihren Einlagensatz um 25 Basispunkte senken wird. Dann läge er bei 1,75 Prozent – also am unteren Ende der von ihr als neutral definierten Zielspanne.
Für weitere Senkungen sehen wir aktuell keinen Anlass. Dafür müsste entweder die Konjunktur spürbar schwächer werden oder die Inflation deutlich unter das Ziel fallen – beides ist aus heutiger Sicht nicht unser Basisszenario.

Robert Greil
Chefstratege
Merck Finck I A Quintet Private Bank

 

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