Diese Woche stehen drei für die Märkte wichtige Schlüsselevents im Fokus: Erstens ebneten am Freitag die moderater als erwartet ausgefallenen US-Inflationszahlen der Fed den Weg, heute die nächste Leitzinssenkung zu beschließen. Zweitens stehen nach den Worten von US-Finanzmister Scott Bessent die Chancen gut, dass Donald Trump und Chinas Staatspräsident Xi Jinping übermorgen einen Handelsdeal unterschreiben und drittens kommen diese Woche in den USA die wohl u.a. dank des KI-Booms wieder starken Quartalszahlen der Top-5 US-Techkonzerne.
Zugleich zeigt sich die US-Wirtschaft robuster als vielfach befürchtet. Nach einem durch Zollturbolenzen verzerrten ersten Halbjahr hat sich das Wachstum zuletzt stabilisiert – statt von Rezession ist nun von einem bereits wieder anziehenden Wirtschaftswachstum die Rede. Klarere Signale in der Handelspolitik sowie solide Unternehmensgewinne tragen ebenso zur Erholung bei, wie die Aussicht auf fiskalische Impulse in Form von Steuersenkungen und Deregulierung. Wir rechnen mittlerweile sowohl für dieses als auch für nächstes Jahr mit 2,0% Wachstum in den USA und damit spürbar mehr als vom Marktkonsens prognostiziert.
In diesem Umfeld haben wir unsere Allokation in US-Aktien erhöht. Die Kombination aus fiskalischer Unterstützung, einer lockereren Geldpolitik und widerstandsfähigen Unternehmensgewinnen spricht aus unserer Sicht für weiteres Potenzial an den US-Börsen. Ein wichtiger Treiber bleibt dabei der KI-Boom: Investitionen in Rechenzentren sowie immaterielle Vermögenswerte übersteigen in den USA inzwischen die klassischen Ausgaben für Maschinen und Anlagen. Manche Anleger fühlen sich angesichts der Euphorie an die Dotcom-Phase erinnert – doch wir sehen wesentliche Unterschiede. So beruhen die Kursgewinne der großen US-Techkonzerne heute weitgehend auf starkem Gewinnwachstum und nicht nur auf steigenden Bewertungen. Zudem sind die Bewertungen zwar auf den ersten Blick ambitioniert, aber nicht vergleichbar mit den Extremwerten der Jahrtausendwende – was schon an der zumeist viel besseren Bilanzqualität mit anders als damals verbreitet erheblichen Netto-Cashpositionen bei den Top-Techriesen liegt. So finanzieren – anders als damals – „Hyperscaler“ wie Amazon, Microsoft oder Alphabet ihre Investitionen nicht auf Pump, sondern aus dem laufenden Cashflow. Unser Fazit: Anleger sollten weiter auf KI-Trends setzen – dabei aber durch geografische und sektorale Diversifikation ihre Risiken im Blick behalten und zusätzliche Renditequellen und Diversifikatoren erschließen.
Robert Greil
Chefstratege
Merck Finck I A Quintet Private Bank



